Freitag, 1. Juni 2012
Eine rosige Zukunft Akt I
miss...sophie, 20:20h
Unverbindliches Treffen, zum Beispiel auf einer Feier nach dem schriftlichen Abitur, vielleicht auch der Abiball. Du wusstest nicht, welchen Partner du mitnehmen solltest, deshalb fragst du ihn, weil du glaubst, dass du so ausgelassen feiern könntest. Er missinterpretiert diese Einladungen und ist frustriert, als er bemerkt, dass er eigentlich kein Date ist. Du sprichst dagegen lieber mit dem netten Schwarzhaarigen, auf den du ja schon lange ein Auge geworfen hast.
Weil du so eine wunderbare, nette Freundin hast, setzt sie sich zu deiner Begleitung und spricht mit ihm. Beide verstehen sich hervorragend. Du verbringst eine tolle Zeit mit deiner heimlichen Liebe, du bedankst dich bei deiner Freundin, sie sagt: „Nichts zu danken“
Weil du so eine wunderbare, nette Freundin hast, setzt sie sich zu deiner Begleitung und spricht mit ihm. Beide verstehen sich hervorragend. Du verbringst eine tolle Zeit mit deiner heimlichen Liebe, du bedankst dich bei deiner Freundin, sie sagt: „Nichts zu danken“
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Akt II
miss...sophie, 20:19h
Dein Freund erzählt dir beiläufig, dass er einen schönen Abend verbracht hat. Du wunderst dich, eigentlich warst du ja gar nicht da. Das Ganze tut dir jetzt leid, vielleicht hättest du dich mehr um ihn kümmern sollen. Anderseits hat dir der dunkelhaarige Typ ein paar Tage doch eine SMS geschrieben. Er ist der Mann deiner Träume, glaubst du und nach all den Jahren musst du dich nun endlich auch mal um dein eigenes Liebesleben verkümmern.
Du bist euphorisch, so glücklich, dass du es ihm sofort erzählen musst. Er grinst und sagt dir beiläufig, dass auch er sich ein paar Mal mit dem Mädchen vom Ball getroffen hat. Gleichzeitig erzählt dir auch deine Freundin, dass sie verliebt sei und du weißt in wen. Du bist verwirrt. Du freust dich für beide, aber es fühlt sich komisch an.
Du befindest dich im Gefühlschaos.
Du rufst deinen Freund an, nur mal so, um ein wenig zu reden, vielleicht auch über den Mann deines Herzens, über den du eigentlich die ganze Zeit reden möchtest, aber er hört dir nicht zu, er ist selbst zu gut drauf. Bei deiner Freundin verläuft es ähnlich.
Später merkt er, dass er egoistisch war. Er steht abends unter deinem Fenster und ruft deinen Namen, du hast seine Stimme schon fast vergessen. Du hörst dein Herz pochen.
Er schleicht heimlich in dein Zimmer, in seiner Hand hält er eine Blume. „Bitte“ sagt er und übergibt sie dir. Du läufst rötlich an, wie du es auch immer bei Frau Köster tust ;). Er entschuldigt sich bei dir, weil ihr in letzter Zeit so wenig miteinander gemacht habt.
Dir fällt auf, wie gut er eigentlich aussieht, so wie er in dem Rahmen deines Fensters sitzt. Der Mond schien ihm ins Gesicht. Du bist glücklich, noch, bis er dir etwas erzählt, was deine Welt zusammenbrechen lässt.
Du bist euphorisch, so glücklich, dass du es ihm sofort erzählen musst. Er grinst und sagt dir beiläufig, dass auch er sich ein paar Mal mit dem Mädchen vom Ball getroffen hat. Gleichzeitig erzählt dir auch deine Freundin, dass sie verliebt sei und du weißt in wen. Du bist verwirrt. Du freust dich für beide, aber es fühlt sich komisch an.
Du befindest dich im Gefühlschaos.
Du rufst deinen Freund an, nur mal so, um ein wenig zu reden, vielleicht auch über den Mann deines Herzens, über den du eigentlich die ganze Zeit reden möchtest, aber er hört dir nicht zu, er ist selbst zu gut drauf. Bei deiner Freundin verläuft es ähnlich.
Später merkt er, dass er egoistisch war. Er steht abends unter deinem Fenster und ruft deinen Namen, du hast seine Stimme schon fast vergessen. Du hörst dein Herz pochen.
Er schleicht heimlich in dein Zimmer, in seiner Hand hält er eine Blume. „Bitte“ sagt er und übergibt sie dir. Du läufst rötlich an, wie du es auch immer bei Frau Köster tust ;). Er entschuldigt sich bei dir, weil ihr in letzter Zeit so wenig miteinander gemacht habt.
Dir fällt auf, wie gut er eigentlich aussieht, so wie er in dem Rahmen deines Fensters sitzt. Der Mond schien ihm ins Gesicht. Du bist glücklich, noch, bis er dir etwas erzählt, was deine Welt zusammenbrechen lässt.
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Akt III
miss...sophie, 20:18h
Er schleicht wieder aus deinem Zimmer. Dein Lächeln war gefroren, obwohl du es dir nicht eingestehen willst.
„Wir kennen uns nun schon seit drei Monaten!“, wiederholt sie leise. Was waren schon drei Monate? Ein viertel Jahr? Ein ganzes Leben, solange kannte sie ihn. War er je auf die Idee gekommen sie… ? Er hätte ja allen Grund dazu gehabt. Drei Monate und er will um ihre Hand anhalten. Ein ganzes Leben hätte er Zeit sie kennenzulernen, denn er war sich sicher sie war die Richtige und konnte es überhaupt besser für ihn kommen? Er würde sie bald fragen, ganz romantisch und er wüsste auch schon wie. Er würde um ihre Hand anhalten und fragt dich beiläufig, ob du es für eine gute Idee hältst. Du meinst, sie würden sich nicht lange genug kennen, aber ihm ist deine Meinung eigentlich egal. Du merkst, was du verloren hast. Der Schwarzhaarige hat sich auch nie wieder gemeldet. Schuft! , denkst du. Du bist schlecht drauf, sehr schlecht drauf. Du hast das Gefühl, dass dich jetzt eigentlich gar kein Typ mehr haben will und das frustriert dich.
Kurze Zeit später ruft dich deine Freundin an, erzählt dir, dass sie ein Zugticket in ihrer Tasche gefunden hat und glaubt, er habe es dort platziert. Sie bittet dich, mit ihr zu fahren, nach Mecklenburg Vorpommern.
Du stimmst zu, hast aber ein sehr schlechtes Gefühl dabei. Du hoffst, dass er keine Dummheit begeht, aber eigentlich weißt du ja, was er vorhat. Vielleicht ein Grund mehr mit zu fahren. Zusammen geht es in einen kleinen, idyllischen Ort in Mecklenburg vor Pommern. Sie schwärmt die ganze Zugfahrt über von ihrer großen Liebe und du hoffst gelangweilt, sie möge endlich den Mund halten. Du bemerkst, wie sehr ihr euch voneinander entfernt habt und kannst dich beinahe nicht mehr erinnern, wie es war, als ich noch richtig befreundet ward.
Als ihr am Bahnsteig ankommt, sucht sie vergeblich nach ihm. Er ist nicht da, um sie abzuholen. Sie ist am Boden zerstört und du hoffst, dass er vernünftig sei und am Ende doch noch kalte Füße bekommen hätte. Am Ende des Bahnsteigs wartet jedoch ein Taxifahrer, der ein großes, rosa Schild mit ihrem Namen in der Hand hält. Du ärgerst dich. Warum konnte dir das nicht passieren?
Ihr fahrt zusammen in ein kleines, süßes Hotel, dass von einer kleinen, alten Frau geleitet wird. Sie kennt bereits den Namen deiner Freundin und gibt ihr den Schlüssel zu einer kleinen Suite. Als sie aufschließt gerät sie ins Stocken: Überall auf dem Bett und dem Boden verstreut liegen rosa Rosenblätter. Auf dem kleinen Beistelltisch steht eine Flasche Champagner, an der ein rosa Brief hängt. Deine Freundin ist den Tränen nahe. „Ich habe so ein Glück!“, sagt sie, „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal solch ein Glück erfahren darf. Sieh doch nur, wie schön! Wie schön das alles ist! Oh und wie romantisch! Ich habe dir nie gedankt! Danke, dass du ihn damals mitgebracht hast! Ohne dich wäre mein Leben unvollkommen geblieben! Ich bin so glücklich! Danke, danke, danke!!“ Sie umarmt dich. Du erwiderst nur ein scheinheiliges Lächeln. Sie hatte Recht, du warst dafür verantwortlich, dass er nun diese Frau heiraten würde. Dafür würdest du dich wahrscheinlich ewig hassen und er dich irgendwann, wenn die erste Verliebtheit vorbei war, sicherlich auch. „Was steht eigentlich in dem Brief?“, fragst du möglichst beiläufig. „Oh mein Gott, denn hätte ich fast vergessen. Ich bin ja so aufgeregt. Kannst du ihn mir nicht vorlesen? Meine Augen sind jetzt schon so feucht! Bei ihm werde ich immer so sentimental.“ Damit hatte sie recht.
Widerwillig öffnest du vorsichtig den Brief. Was immer darin stand, es konnte nichts Gutes verheißen. Du beginnst zu lesen und versuchst deine Stimme möglichst sicher und gleichgültig klingen zu lassen, aber auch dich berührt der Inhalt des Briefes zu tiefst:
An meine Liebste,
mein Morgen- und mein Abendstern, mir fehlen die Worte um auszudrücken, was ich für dich empfinde. Erlaube mir an dieser Stelle deswegen die Verse eines anderen zu gebrauchen, um dir zu zeigen, was du mir bedeutest:
Wie jauchzt meine Seele
Und singet in sich!
Kaum, dass ich's verhehle
So glücklich bin ich.
„Rings Menschen sich drehen
Und sprechen gescheut,
Ich kann nichts verstehen,
So fröhlich zerstreut. -
Zu eng wird das Zimmer,
Wie glänzet das Feld,
Die Täler voll Schimmer,
Weit herrlich die Welt!
Gepresst bricht die Freude
Durch Riegel und Schloss,
Fort über die Heide!
Ach, hätt ich ein Ross! -
Und frag ich und sinn ich,
Wie so mir geschehn?: -
Mein Liebchen herzinnig,
Das soll ich heut sehn.“
„Oh mein Gott!“, rief sie aus und du zuckst erschreckt zusammen, „das ist Joseph von Eichendorff! Das ist mein Lieblingsdichter! Dass er sich daran erinnert!“
Sie konnte sich kaum noch halten und eine Träne kullerte ihr über die Wange. „Ich habe ihn gar nicht verdient!“
Das wusstest du auch schon.
Du klopfst ihr familiär auf die Schulter: „Natürlich hast du ihn verdient! Du bist doch klasse! Und er ist auch klasse! Ihr seid beide klasse! Ein klasse Pärchen!“ Du versuchst dies mit zwanghaftem Nicken zu unterstreichen, aber es gelingt dir nicht wirklich. Sie merkt aber eh nichts, denkst du.
„Meinst du wirklich?“, sie wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Natürlich meine ich das so. Richtig klasse!“
„Was schreibt er noch?“
Du fährst fort, den Brief zu lesen und bist froh, dass du ihr nicht weiter bekunden musst, wie „klasse“ du das alles fändest.
„Triff mich heute Abend am Hafen, um acht wirst du abgeholt werden. Zieh dir etwas Schönes und lass dich von mir überraschen. Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Küsschen, dein Traumprinz“
Du schluckst. Er wollte es tatsächlich durchziehen.
„Was kann diese Überraschung bloß sein? Egal was es ist, es muss wundervoll sein, wenn es von ihm kommt. Alles was von ihm kommt ist wundervoll“ Sie umarmt dich ein weiteres Mal.
Auf einmal kam dir eine Idee: „Kennst du eigentlich seine Eltern schon?“
Sie schüttelt den Kopf.
„Oh nein“, sagst du und versuchst nicht zu lächeln, „dann stellt er dir heute bestimmt seine Eltern vor. Du Arme, die sind schrecklich, ganz grauenvoll. Wirklich schreckliche Personen! Deswegen auch der Aufwand, weil er fürchtet, dass du fort bist, wenn du sie kennenlernst. Gut, dass wir nun wissen, was er vorhat, der Schuft. Tu dir das bitte nicht an. Sie werden dich hassen! Sie hassen alle, die so aussehen wie du, so blond. Du musst gehen. Fahr wieder nach Hause und lerne sie niemals, niemals kennen. Das ist ein fieser Trick. Fahr einfach nach Hause, was Besseres kannst du nicht tun“
Deine Freundin schaut dich entsetzt an: „Seine Eltern? Deswegen der Aufwand?“ Sie stutzt einen Moment, „ Nein. Nein, ich werde heute Abend dort hingehen, ich könnte ihn nie enttäuschen. Wie schlimm können schon Eltern sein, die einen solchen Sohn haben. Ich könnte niemals schlecht von ihnen denken. Abgesehen davon lieben mich Eltern. Ich bin die perfekte Schwiegertochter.“
Schon jetzt weißt du, dass du sie nicht umstimmen wirst.
„Lass mich mitkommen!“, sagst du plötzlich. Er war dein Freund und du solltest das Beste für ihn wollen und nicht seine Pläne durchkreuzen, aber in diesem einem Fall, war es vielleicht das Beste, ihn davon abzuhalten in sein Unglück zu rennen.
Sie schüttelt den Kopf: „Nein, ich denke, dass muss ich alleine schaffen, aber danke. Ich weiß nicht was ich ohne dich machen würde!“
Nachdem du zwei Ewigkeiten mit ihr ein Kleid aussuchen musstest, geht sie schließlich zum Taxi.
„Wünsch mir Glück!“, sagt sie, sie war furchtbar nervös.
Du sitzt alleine im Rosenzimmer und starrst an die Wand. Das Gefühl, dass du ihn in sein Unglück rennen lässt, bringt dich beinahe um. Du liest dir noch zweimal seinen Brief durch: „Mein Liebchen herzinnig, das soll ich heut sehn.“
Du gehst runter zur Rezeption und sagst der alten Dame du seist besorgt um deinen Freund, du hättest einen Ring gefunden und glaubst, er hätte ihn vergessen. Ohne diesen könnte er seiner Freundin keinen Heiratsantrag machen, was fatal wäre.
Die Dame ist bestürzt, zumal die beiden so ein hübsches Paar seien und sucht sofort die Adresse am Hafen heraus, an der das Taxi sie herauslassen würden. Sie fragt, ob sie dir ebenfalls eines bestellen soll, aber du lehnst ab, weil du kein Geld ausgeben magst, schnappst dir stattdessen das Hausfahrrad und radelst wie eine Verrückte die 7 Kilometer hinunter zum Hafen.
Die Dame schaut dir voller Bewunderung hinterher.
Zur selben Zeit kommt deine Freundin am Hafen an, wo dein Freund sie bereits im Anzug erwarten. Sie küssen sich. „Bist du gespannt?“, fragt er.
Sie schaut ihm tief in die Augen, lächelt und sagt: „Egal was es ist, ich werde es lieben, weil ich dich liebe.“
Seine Augen trugen einen innigen Ausdruck: „Mach die Augen zu und vertrau mir!“
Sie fand das Procedere ein wenig übertrieben, nur um seine Eltern kennenzulernen. Waren sie so hässlich, dass sie sie nicht einmal sehen sollte? Egal was es war, sie durfte nicht schockiert sein, sie durfte sich auf keinen Fall erschrecken.
Sie fühlt seine warmen Hände auf ihrer Taille, wie sie sie den Steg entlang führen. Ihr Herz pocht lautstark.
„Augen auf!“
Sie steht vor einem kleinen Kutter, mit einem großen, grünen Segel. Überall standen kleine Kerzen und in der Mitte des Bootes stand ein kleiner Tisch, mit feinem Porzellan gedeckt.
„Gefällt es dir?“
Sie ist einen Moment sprachlos.
„Das ist wunderschön. Aber wo sind deine Eltern?“
„Meine Eltern?“, er ist verwirrt, „warum sollten meine Eltern kommen?“
„Weil… ach, ist ja auch egal!“
Er hebt(!) sie vorsichtig an Bord und serviert den ersten Gang, den er selbst zubereitet hatte.
Du hast dich währenddessen verfahren und da es in Mecklenburg- Vorpommern reichlich wenig Schilder gibt, weil es reichlich wenig gibt, was man hätte ausschildern können, hast du keine Ahnung, wo du dich befindest. Glücklicherweise fährt ein Traktor mit Anhänger vorbei, der dich bereitwillig ein Stück zum Hafen mitnimmt. Du bist fertig und deine Beine tun dir weh, vor allem aber wünschst du, dass er nicht wieder übereilt handelt, wie er es so gerne tat und sich mit dem Antrag Zeit ließe.
Hoffentlich wärst du nicht zu spät. Anderseits weißt du auch noch nicht, was du tun sollst, wenn du da bist. Wärst du nach Mondaufgang nicht da, wäre es sowieso besiegelt.
Es war ein wunderbares Essen und die Sonne beginnt langsam unter zugehen. Er geht kurz hinein, legt ein wenig ruhige Musik auf und fordert sie zum Tanz auf. Sie kann sich nichts Schöneres vorstellen, der Abend war mehr als perfekt und sie war so verliebt. Er hingegen freute sich, dass alles nach Plan verlief und langsam mischt in seine Freude ein wenig Aufregung, bald wäre es soweit. Er weiß, dass es riskant ist, sie zu fragen, schließlich waren sie tatsächlich erst drei Monate zusammen, aber er war sich sicher. Sie war das erste Mädchen, bei dem er sich wieder verliebt fühlte, nachdem er so bitter enttäuscht worden war. Sie musste die Richtige sein und er hoffte, dass er auch der Richtige für sie war. Zusammen tanzen sie im Sonnenuntergang
Der Bauer ist sehr freundlich und fährt sogar einen kleinen Umweg, um dich beinahe am Hafen herauszulassen. Den Rest des Weges gehst du zu Fuß, da dein Fahrradsattel einfach unglaublich hart war. Du bist nass geschwitzt als du ankommst, deine Haare sind zerzaust und deine Schuhe sind schlammig. Du versuchst das Tor möglichst lautlos zu öffnen.
„Schau nur, was für eine sternenklare Nacht“, er führt sie an die Reling.
„Es ist wunderschön, der ganze Abend war atemberaubend!“, sagte sie und lehnt sich an seine Schulter.
Er küsst sie auf die Stirn, bevor er langsam auf die Knie niedersinkt: „Ich weiß, wir kennen uns erst drei Monate, aber dies waren die drei schönsten Monate meines Lebens. Wenn du nicht bei mir bist, fühle ich mich leer und schlecht und deswegen könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als ewig mit dir zusammen zu sein. Du bist die Liebe meines Lebens und ich kann dich nicht mehr gehen lassen. Prinzessin, willst du mich heiraten?“
Er öffnet eine kleine, rote Schachtel mit einem kleinen Diamantring darin, für den er seine gesamten Ersparnisse ausgegeben hat.
Du siehst wie er vor ihr niederkniet. Aber was tun?
Du kannst dich nicht dazwischen stürzen, mit welcher Begründung? Stattdessen stehst du wie versteinert da und beobachtest, wie sie voller Begeisterung nickt: „Nichts täte ich lieber!“
Sie küssen sich. Ein plötzlicher Schmerz ergreift dich und dir wird heiß und kalt zugleich. Du hast dich niemals so schlecht gefühlt. Deine Augen werden feucht und du kannst die Tränen kaum zurückhalten.
Du rennst weg vom Steg, steigst auf dein Fahrrad und fährst in eine nahegelegene Kneipe.
Oh könntest du nur auch vom Leben davon rennen!
„Wir kennen uns nun schon seit drei Monaten!“, wiederholt sie leise. Was waren schon drei Monate? Ein viertel Jahr? Ein ganzes Leben, solange kannte sie ihn. War er je auf die Idee gekommen sie… ? Er hätte ja allen Grund dazu gehabt. Drei Monate und er will um ihre Hand anhalten. Ein ganzes Leben hätte er Zeit sie kennenzulernen, denn er war sich sicher sie war die Richtige und konnte es überhaupt besser für ihn kommen? Er würde sie bald fragen, ganz romantisch und er wüsste auch schon wie. Er würde um ihre Hand anhalten und fragt dich beiläufig, ob du es für eine gute Idee hältst. Du meinst, sie würden sich nicht lange genug kennen, aber ihm ist deine Meinung eigentlich egal. Du merkst, was du verloren hast. Der Schwarzhaarige hat sich auch nie wieder gemeldet. Schuft! , denkst du. Du bist schlecht drauf, sehr schlecht drauf. Du hast das Gefühl, dass dich jetzt eigentlich gar kein Typ mehr haben will und das frustriert dich.
Kurze Zeit später ruft dich deine Freundin an, erzählt dir, dass sie ein Zugticket in ihrer Tasche gefunden hat und glaubt, er habe es dort platziert. Sie bittet dich, mit ihr zu fahren, nach Mecklenburg Vorpommern.
Du stimmst zu, hast aber ein sehr schlechtes Gefühl dabei. Du hoffst, dass er keine Dummheit begeht, aber eigentlich weißt du ja, was er vorhat. Vielleicht ein Grund mehr mit zu fahren. Zusammen geht es in einen kleinen, idyllischen Ort in Mecklenburg vor Pommern. Sie schwärmt die ganze Zugfahrt über von ihrer großen Liebe und du hoffst gelangweilt, sie möge endlich den Mund halten. Du bemerkst, wie sehr ihr euch voneinander entfernt habt und kannst dich beinahe nicht mehr erinnern, wie es war, als ich noch richtig befreundet ward.
Als ihr am Bahnsteig ankommt, sucht sie vergeblich nach ihm. Er ist nicht da, um sie abzuholen. Sie ist am Boden zerstört und du hoffst, dass er vernünftig sei und am Ende doch noch kalte Füße bekommen hätte. Am Ende des Bahnsteigs wartet jedoch ein Taxifahrer, der ein großes, rosa Schild mit ihrem Namen in der Hand hält. Du ärgerst dich. Warum konnte dir das nicht passieren?
Ihr fahrt zusammen in ein kleines, süßes Hotel, dass von einer kleinen, alten Frau geleitet wird. Sie kennt bereits den Namen deiner Freundin und gibt ihr den Schlüssel zu einer kleinen Suite. Als sie aufschließt gerät sie ins Stocken: Überall auf dem Bett und dem Boden verstreut liegen rosa Rosenblätter. Auf dem kleinen Beistelltisch steht eine Flasche Champagner, an der ein rosa Brief hängt. Deine Freundin ist den Tränen nahe. „Ich habe so ein Glück!“, sagt sie, „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal solch ein Glück erfahren darf. Sieh doch nur, wie schön! Wie schön das alles ist! Oh und wie romantisch! Ich habe dir nie gedankt! Danke, dass du ihn damals mitgebracht hast! Ohne dich wäre mein Leben unvollkommen geblieben! Ich bin so glücklich! Danke, danke, danke!!“ Sie umarmt dich. Du erwiderst nur ein scheinheiliges Lächeln. Sie hatte Recht, du warst dafür verantwortlich, dass er nun diese Frau heiraten würde. Dafür würdest du dich wahrscheinlich ewig hassen und er dich irgendwann, wenn die erste Verliebtheit vorbei war, sicherlich auch. „Was steht eigentlich in dem Brief?“, fragst du möglichst beiläufig. „Oh mein Gott, denn hätte ich fast vergessen. Ich bin ja so aufgeregt. Kannst du ihn mir nicht vorlesen? Meine Augen sind jetzt schon so feucht! Bei ihm werde ich immer so sentimental.“ Damit hatte sie recht.
Widerwillig öffnest du vorsichtig den Brief. Was immer darin stand, es konnte nichts Gutes verheißen. Du beginnst zu lesen und versuchst deine Stimme möglichst sicher und gleichgültig klingen zu lassen, aber auch dich berührt der Inhalt des Briefes zu tiefst:
An meine Liebste,
mein Morgen- und mein Abendstern, mir fehlen die Worte um auszudrücken, was ich für dich empfinde. Erlaube mir an dieser Stelle deswegen die Verse eines anderen zu gebrauchen, um dir zu zeigen, was du mir bedeutest:
Wie jauchzt meine Seele
Und singet in sich!
Kaum, dass ich's verhehle
So glücklich bin ich.
„Rings Menschen sich drehen
Und sprechen gescheut,
Ich kann nichts verstehen,
So fröhlich zerstreut. -
Zu eng wird das Zimmer,
Wie glänzet das Feld,
Die Täler voll Schimmer,
Weit herrlich die Welt!
Gepresst bricht die Freude
Durch Riegel und Schloss,
Fort über die Heide!
Ach, hätt ich ein Ross! -
Und frag ich und sinn ich,
Wie so mir geschehn?: -
Mein Liebchen herzinnig,
Das soll ich heut sehn.“
„Oh mein Gott!“, rief sie aus und du zuckst erschreckt zusammen, „das ist Joseph von Eichendorff! Das ist mein Lieblingsdichter! Dass er sich daran erinnert!“
Sie konnte sich kaum noch halten und eine Träne kullerte ihr über die Wange. „Ich habe ihn gar nicht verdient!“
Das wusstest du auch schon.
Du klopfst ihr familiär auf die Schulter: „Natürlich hast du ihn verdient! Du bist doch klasse! Und er ist auch klasse! Ihr seid beide klasse! Ein klasse Pärchen!“ Du versuchst dies mit zwanghaftem Nicken zu unterstreichen, aber es gelingt dir nicht wirklich. Sie merkt aber eh nichts, denkst du.
„Meinst du wirklich?“, sie wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Natürlich meine ich das so. Richtig klasse!“
„Was schreibt er noch?“
Du fährst fort, den Brief zu lesen und bist froh, dass du ihr nicht weiter bekunden musst, wie „klasse“ du das alles fändest.
„Triff mich heute Abend am Hafen, um acht wirst du abgeholt werden. Zieh dir etwas Schönes und lass dich von mir überraschen. Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Küsschen, dein Traumprinz“
Du schluckst. Er wollte es tatsächlich durchziehen.
„Was kann diese Überraschung bloß sein? Egal was es ist, es muss wundervoll sein, wenn es von ihm kommt. Alles was von ihm kommt ist wundervoll“ Sie umarmt dich ein weiteres Mal.
Auf einmal kam dir eine Idee: „Kennst du eigentlich seine Eltern schon?“
Sie schüttelt den Kopf.
„Oh nein“, sagst du und versuchst nicht zu lächeln, „dann stellt er dir heute bestimmt seine Eltern vor. Du Arme, die sind schrecklich, ganz grauenvoll. Wirklich schreckliche Personen! Deswegen auch der Aufwand, weil er fürchtet, dass du fort bist, wenn du sie kennenlernst. Gut, dass wir nun wissen, was er vorhat, der Schuft. Tu dir das bitte nicht an. Sie werden dich hassen! Sie hassen alle, die so aussehen wie du, so blond. Du musst gehen. Fahr wieder nach Hause und lerne sie niemals, niemals kennen. Das ist ein fieser Trick. Fahr einfach nach Hause, was Besseres kannst du nicht tun“
Deine Freundin schaut dich entsetzt an: „Seine Eltern? Deswegen der Aufwand?“ Sie stutzt einen Moment, „ Nein. Nein, ich werde heute Abend dort hingehen, ich könnte ihn nie enttäuschen. Wie schlimm können schon Eltern sein, die einen solchen Sohn haben. Ich könnte niemals schlecht von ihnen denken. Abgesehen davon lieben mich Eltern. Ich bin die perfekte Schwiegertochter.“
Schon jetzt weißt du, dass du sie nicht umstimmen wirst.
„Lass mich mitkommen!“, sagst du plötzlich. Er war dein Freund und du solltest das Beste für ihn wollen und nicht seine Pläne durchkreuzen, aber in diesem einem Fall, war es vielleicht das Beste, ihn davon abzuhalten in sein Unglück zu rennen.
Sie schüttelt den Kopf: „Nein, ich denke, dass muss ich alleine schaffen, aber danke. Ich weiß nicht was ich ohne dich machen würde!“
Nachdem du zwei Ewigkeiten mit ihr ein Kleid aussuchen musstest, geht sie schließlich zum Taxi.
„Wünsch mir Glück!“, sagt sie, sie war furchtbar nervös.
Du sitzt alleine im Rosenzimmer und starrst an die Wand. Das Gefühl, dass du ihn in sein Unglück rennen lässt, bringt dich beinahe um. Du liest dir noch zweimal seinen Brief durch: „Mein Liebchen herzinnig, das soll ich heut sehn.“
Du gehst runter zur Rezeption und sagst der alten Dame du seist besorgt um deinen Freund, du hättest einen Ring gefunden und glaubst, er hätte ihn vergessen. Ohne diesen könnte er seiner Freundin keinen Heiratsantrag machen, was fatal wäre.
Die Dame ist bestürzt, zumal die beiden so ein hübsches Paar seien und sucht sofort die Adresse am Hafen heraus, an der das Taxi sie herauslassen würden. Sie fragt, ob sie dir ebenfalls eines bestellen soll, aber du lehnst ab, weil du kein Geld ausgeben magst, schnappst dir stattdessen das Hausfahrrad und radelst wie eine Verrückte die 7 Kilometer hinunter zum Hafen.
Die Dame schaut dir voller Bewunderung hinterher.
Zur selben Zeit kommt deine Freundin am Hafen an, wo dein Freund sie bereits im Anzug erwarten. Sie küssen sich. „Bist du gespannt?“, fragt er.
Sie schaut ihm tief in die Augen, lächelt und sagt: „Egal was es ist, ich werde es lieben, weil ich dich liebe.“
Seine Augen trugen einen innigen Ausdruck: „Mach die Augen zu und vertrau mir!“
Sie fand das Procedere ein wenig übertrieben, nur um seine Eltern kennenzulernen. Waren sie so hässlich, dass sie sie nicht einmal sehen sollte? Egal was es war, sie durfte nicht schockiert sein, sie durfte sich auf keinen Fall erschrecken.
Sie fühlt seine warmen Hände auf ihrer Taille, wie sie sie den Steg entlang führen. Ihr Herz pocht lautstark.
„Augen auf!“
Sie steht vor einem kleinen Kutter, mit einem großen, grünen Segel. Überall standen kleine Kerzen und in der Mitte des Bootes stand ein kleiner Tisch, mit feinem Porzellan gedeckt.
„Gefällt es dir?“
Sie ist einen Moment sprachlos.
„Das ist wunderschön. Aber wo sind deine Eltern?“
„Meine Eltern?“, er ist verwirrt, „warum sollten meine Eltern kommen?“
„Weil… ach, ist ja auch egal!“
Er hebt(!) sie vorsichtig an Bord und serviert den ersten Gang, den er selbst zubereitet hatte.
Du hast dich währenddessen verfahren und da es in Mecklenburg- Vorpommern reichlich wenig Schilder gibt, weil es reichlich wenig gibt, was man hätte ausschildern können, hast du keine Ahnung, wo du dich befindest. Glücklicherweise fährt ein Traktor mit Anhänger vorbei, der dich bereitwillig ein Stück zum Hafen mitnimmt. Du bist fertig und deine Beine tun dir weh, vor allem aber wünschst du, dass er nicht wieder übereilt handelt, wie er es so gerne tat und sich mit dem Antrag Zeit ließe.
Hoffentlich wärst du nicht zu spät. Anderseits weißt du auch noch nicht, was du tun sollst, wenn du da bist. Wärst du nach Mondaufgang nicht da, wäre es sowieso besiegelt.
Es war ein wunderbares Essen und die Sonne beginnt langsam unter zugehen. Er geht kurz hinein, legt ein wenig ruhige Musik auf und fordert sie zum Tanz auf. Sie kann sich nichts Schöneres vorstellen, der Abend war mehr als perfekt und sie war so verliebt. Er hingegen freute sich, dass alles nach Plan verlief und langsam mischt in seine Freude ein wenig Aufregung, bald wäre es soweit. Er weiß, dass es riskant ist, sie zu fragen, schließlich waren sie tatsächlich erst drei Monate zusammen, aber er war sich sicher. Sie war das erste Mädchen, bei dem er sich wieder verliebt fühlte, nachdem er so bitter enttäuscht worden war. Sie musste die Richtige sein und er hoffte, dass er auch der Richtige für sie war. Zusammen tanzen sie im Sonnenuntergang
Der Bauer ist sehr freundlich und fährt sogar einen kleinen Umweg, um dich beinahe am Hafen herauszulassen. Den Rest des Weges gehst du zu Fuß, da dein Fahrradsattel einfach unglaublich hart war. Du bist nass geschwitzt als du ankommst, deine Haare sind zerzaust und deine Schuhe sind schlammig. Du versuchst das Tor möglichst lautlos zu öffnen.
„Schau nur, was für eine sternenklare Nacht“, er führt sie an die Reling.
„Es ist wunderschön, der ganze Abend war atemberaubend!“, sagte sie und lehnt sich an seine Schulter.
Er küsst sie auf die Stirn, bevor er langsam auf die Knie niedersinkt: „Ich weiß, wir kennen uns erst drei Monate, aber dies waren die drei schönsten Monate meines Lebens. Wenn du nicht bei mir bist, fühle ich mich leer und schlecht und deswegen könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als ewig mit dir zusammen zu sein. Du bist die Liebe meines Lebens und ich kann dich nicht mehr gehen lassen. Prinzessin, willst du mich heiraten?“
Er öffnet eine kleine, rote Schachtel mit einem kleinen Diamantring darin, für den er seine gesamten Ersparnisse ausgegeben hat.
Du siehst wie er vor ihr niederkniet. Aber was tun?
Du kannst dich nicht dazwischen stürzen, mit welcher Begründung? Stattdessen stehst du wie versteinert da und beobachtest, wie sie voller Begeisterung nickt: „Nichts täte ich lieber!“
Sie küssen sich. Ein plötzlicher Schmerz ergreift dich und dir wird heiß und kalt zugleich. Du hast dich niemals so schlecht gefühlt. Deine Augen werden feucht und du kannst die Tränen kaum zurückhalten.
Du rennst weg vom Steg, steigst auf dein Fahrrad und fährst in eine nahegelegene Kneipe.
Oh könntest du nur auch vom Leben davon rennen!
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Akt IV
miss...sophie, 20:18h
Du sitzt den ganzen Abend an der Bar und lässt dich von Typen ansprechen, denen entweder die Zähne oder die Haare fehlen. Du kannst nicht sagen, was schlimmer ist von beidem und hoffst, dass mit dem nächsten Getränk ihrer Hässlichkeit Abhilfe geschaffen wird. Doch nach dem dritten oder vierten Glas Vodka mit Orangensaft gibst du schließlich die Hoffnung auf. Als dich einer der Kerle fragt, ob er dich nicht mit Nachhause nehmen kann, weil deine Augen so wunderbar zu seinem Bettzeug passen würden, fällt dir auf, dass du nicht weißt, wo du heute Nacht schlafen sollst. Als der Barkeeper langsam ungeduldig anfängt seinen Pub zu reinigen, ist dir klar, dass du gehen musst. Aber wohin?
Du schaust noch einmal zu der Gruppe Männer hinüber. Du könntest jeden haben, das war zwar sicher, aber auch wirklich keine Kunst. Keiner genügte jedoch deinen Ansprüchen, weder vom Alter, ihrem Aussehen, vor allem jedoch nicht vom Hygienestandart.
Deswegen verlässt du die Kneipe.
Wahrscheinlich ist deine Freundin fürchterlich besorgt um dich, anderseits sollte sie mittlerweile daran gewöhnt sein, dass du alleine mit einem Kerl durch die Stadt ziehst, schließlich ist das nicht das erste Mal. Allein, der Kerl fehlte heute. Er ist bei ihr. Du zerbrichst an dem Gedanken und das letzte was du willst ist, an ihrer Suite zu klopfen oder dir ein Zimmer im selben Hotel zu nehmen. Dann fällt dir plötzlich ein, dass er das Boot bestimmt für eine ganze Nacht gemietet hatte und torkelst langsam zurück zum Steg. Es ist traurig, wie es so alleine da liegt auf der ruhigen See. Alle Kerzen sind erloschen. Es ist der perfekte Ort für ein Mädchen mit gebrochenen Herzen.
Am Morgen wirst du unsanft von einem Hobbymatrosen geweckt, der sein Boot zurück haben möchte.
„Bist du die Braut?“, fragt er etwas erschrocken. Du schüttelst den Kopf. Du traust dich nicht zu reden, du weißt, wie furchtbar dein Atem riechen muss.
„Da hat er ja nochmal Glück gehabt. Also Lady, runter vom Boot“
Dir fällt auf, dass dein Rückfahrticket noch in ihrem Zimmer ist und musst deiner Freundin nun notgedrungen eine SMS schreiben, um es dir abzuholen.
Diese schreibt auch prompt zurück, um dir mitzuteilen, dass sie die Nacht voller Sorge um dich verbracht hat und nun froh ist, von dir zu hören. Sie bittet dich noch einmal in das Hotel zu kommen, weil sie dir eine unglaubliche Nachricht verkünden müsste. Sie würde sich freuen, dich zu einem Frühstück einladen zu können, um dir einfach alles zu erzählen.
Du bist genervt, schlimmer konnte es nun wirklich nicht kommen. Du sahst furchtbar aus, rochst nach Alkohol und jeder würde merken, wie fertig du warst. Solltest du so bei ihnen auftauchen?
Deswegen schreibst du ihr zurück: „Na, hier ist Nga. Kann es kaum erwarten die Neuigkeiten zu erfahren“ – und wie du es nicht erwarten könntest, dir das Ganze noch einmal anzuhören, wie sehr du dich zurückhalten müsstest, nicht die Beherrschung zu verlieren, in jeglicher Hinsicht.
„Davor musst du mir aber noch einen Gefallen gewähren: Ich war die ganze Nacht in den coolsten Clubs der Stadt und habe bis eben durch gefeiert, deshalb müsste ich mich noch einmal schnell bei dir duschen. Des Weiteren schlage ich eher ein Mittagessen vor, da ich noch mindestens eine Stunde brauche, bis ich wieder am Hotel bin, wenn alles gut läuft.“
Schon bei dem Gedanken bist du erschöpft, alles was du willst, ist nach Hause zu kommen.
Wirklich schlimm geht es dir jedoch erst, als du deine strahlende Freundin mit dem großen Ring an ihrem Finger siehst, wie sie dir freudig entgegenstürmt, während du völlig fertig mit deinem alten Fahrrad am Hotel ankommst.
„Ich habe so auf dich gewartet“, sagt sie, „ Ich kann es kaum erwarten dir alles zu erzählen! Ich warte im Garten Café auf dich.“ Sie steckt dir den Zimmerschlüssel zu.
„Wo ist dein Freund?“, fragst du und hoffst insgeheim, dass er nicht schon im Garten Café war, zusammen könntest du sie nicht ertragen.
„Der schläft noch“, sie schmunzelt, „aber keine Sorge, er schläft tief, du wirst ihn nicht wecken!“
Diese Situation ist dir unangenehm. Du konntest doch nicht duschen, während er schläft. Obwohl…
Vorsichtig drehst du den Schlüssel herum. Er sieht ja so süß aus, wenn er schläft. Ein Moment überlegst du, ob du dich daneben legen sollst, du warst schließlich entsetzlich müde, aber wenn er aufwachen würde, wäre das ein absolutes Desaster.
Deswegen schnappst du dir deine Sachen und verschwindest ins Bad. Die Dusche tut dir gut und du beschließt dort Zeit zu schinden. Als du fertig bist, schlingst du dir ein Handtuch um, steckst die deine Kopfhörer in die Ohren und versuchst, die Welt und den Ort an dem du bist zu vergessen.
Für einen Moment scheint die Musik alle Wunden zu heilen, bis plötzlich die Tür aufspringt, während du in die Bürste singst.
„Schatz?“, er starrt dich einen Moment an und du läufst dieses Mal am ganzen Körper rot an, „Upps, falsches Mädchen.“
Er grinst. Dir ist das furchtbar peinlich und du entschuldigst dich dafür, dass er dich im Bad erwischt hat. Er zuckt mit den Schultern und schaut dir hinterher, als du an ihm vorbei, zurück ins Schlafzimmer gehst.
Er duscht und in der Zeit ziehst du dich um und verschwindest. Du beschließt nicht mehr im Garten Café vorbei zu schauen, sondern gleich in den Zug zu steigen.
Die Tage vergehen und du ignorierst die SMS und Anrufe von beiden Seiten.
Du hast keine Lust irgendeine Korrespondenz mit ihnen aufzunehmen und schon gar nicht auf ihre blöde, eierschalfarbene Schnörkelhochzeitseinladung zu antworten, die du nach kurzem Durchlesen auch schon zerrissen und verbrannt hast.
Noch nicht einmal ein Date hattest du für diese Festlichkeit. Du konntest unmöglich dort hingehen.
Nach zwei Wochen lauert er dir vor deinem Haus auf, bevor du dich wieder in dein Haus verkriechen kannst, rennt er auf dich zu und legt den Arm um dich: „Ah nein, nicht schon wieder verstecken! Du bist jetzt einfach zwei Wochen ohne Grund verschwunden, wir dachten schon du seist gestorben oder so!“
Du schluckst. Diese plötzliche Attacke überwältigt dich, er sah so gut aus und auf einmal warst du so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Er hatte sich Sorgen um dich gemacht.
„Erzähl was ist los? Ist es, weil ich dich im Badezimmer überrascht habe? Keine Sorge, du hast eine super Figur im Handtuch gemacht und die Mikrophon-Bürste stand dir ausgezeichnet! Hab ich dich damit irgendwie gekränkt?“
Du schüttelst den Kopf: „Nein, natürlich nicht.“
„Was ist es dann? Wir müssen das klären, denn ich will, dass du meine Trauzeugin wirst, keiner kennt mich so gut, wie du es tust!“
Das Atmen fällt dir schwer, vielleicht solltest du ihm jetzt alles erzählen, sonst würdest du vor Gott diese Ehe beteuern und das wolltest du verhindern, denn Gott war dir seit dem Religionsunterricht unglaublich wichtig.
Du leitest ihn zu einer nahegelegenen Bank: „Wir müssen reden! Ich denke nicht, dass ich deine Trauzeugin sein kann…“
Er zog die Augenbrauen hoch, doch dann entspannten sich seine Züge wieder: „Ich weiß was los ist…ach sie ist furchtbar. Ich wollte unbedingt, dass du meine Trauzeugin wirst und stattdessen hat sie dich gefragt, nicht wahr? Das war mir beinahe schon klar. Aber glaube mir sie hat auch noch andere Freundinnen, ich sag ihr noch heute Abend, dass du dich um entschieden hast und sie sich wen anders suchen soll!“
Er legt vorsichtig die Hand auf die Schulter und lächelt in deine Richtung: „Ich will dich unbedingt dabei haben!“
Du streifst sie ab und wendest dich weg: „Nein, ich kann nicht! Ich kann nicht einmal zu eurer Hochzeit kommen und schon gar nicht Trauzeugin spielen. Verstehst du das denn nicht?“
Deine Augen füllen sich mit Tränen.
Er ist verwirrt: „Warum nicht? Du bist die zweitwichtigste Person auf dieser Hochzeit. Du kennst uns beide gut und hast uns schließlich zusammengebracht! Was könnte dir wichtiger sein als die Hochzeit deines besten Freundes?“
„Was mir wichtiger ist? Mir ist wichtiger, dass du glücklich bist und das wirst du nicht sein mit ihr. Es ist eine furchtbar schlechte Idee sie zu heiraten, du bist gerade mal 19 und glaubst zu wissen, was wahre Liebe ist und erkennst nichts. Nichts erkennst du! Und mich willst du zu deiner Trauzeugin machen, mich!? Weißt du nicht, wie weh mir das tut?“
Er schüttelt den Kopf, darauf war er nicht vorbereitet: „Was zur Hölle ist los mit dir? Ich dachte du freust dich, dass dein bester Freund deine Freundin heiratet, aber du warst ja schon damals dagegen, Ich weiß nicht, was du hast, verkrümelst dich hier Zuhause und gibst uns noch nicht mal mehr eine Antwort. Ich dachte wir wären Freunde und du würdest alles für mich geben!“
Du schweigst, dann reißt du dich zusammen und sagst: „Ich will nicht mehr deine Freundin sein!“
Er schluckt und steht auf: „Wenn das so ist, kann ich ja auch gehen“.
Du kannst die Enttäuschung in seinen Augen sehen, als er sich umdreht und geht. Er wartet darauf, dass du ihn zurück rufst. Aber du bist still. Es zerbricht dir das Herz, aber du kannst ihm deine Motive nicht offenlegen.
„Komm schon, was soll das? Du weißt genau was du mir bedeutest. Du warst immer mein liebstes Mädchen. Wenn du nicht kommst, dann bricht es mir das Herz und ich weiß, dass unsere Freundschaft für immer beendet ist. Ist es das was du willst?“
Du bleibst stumm. Sein liebstes Mädchen.
Du stehst auf und läufst ihm ein Stück hinterher: „Ich will nicht mehr deine Freundin sein, weil ich es nicht kann. Ich kann nicht auf eure Hochzeit kommen, weil ich die einzige bin, die sich nicht für euch freut, weil ich mir wünsche, dass ich an ihrer Stelle wäre.
Ich liebe dich.
Ich habe dich immer geliebt, aber erst jetzt habe ich bemerkt, dass ich so fühle. Gib mir noch einmal eine Chance, ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen. Niemand kennt dich so wie ich dich kenne, dass hast du selbst gesagt. Bitte heirate sie nicht. Lass uns durchbrennen!“
Er bleibt stehen, geht ein Stück auf dich zu und schaut dir in die Augen. Er atmet tief durch: „Immer geliebt? Du hast mich nie geliebt. Ich war dir doch immer nur gut genug als dein bester Freund, aber nie für mehr. Wie oft habe ich versucht, dich davon zu überzeugen, dass ich der Richtige für dich bin und du hast es nie erkannt! Als du mich gefragt hast, ob ich dich zum Abiball begleite, dachte ich, dass sei meine große Chance und alles was du tust ist, dich diesem schwarzhaarigen Schönling an den Hals zu werfen. Ich habe mich damit abgefunden, weil ich glaubte ich könnte dich nicht glücklich machen, aber ich war frustriert. Und dann traf ich sie!
Sie war die Erste, die mich von Anfang an geliebt hat. Du warst damals meine erste Wahl, aber das hast du verwirkt. Jetzt willst du mich nur noch zurück, weil du mich nicht mehr haben kannst. Ich werde in einem Monat heiraten und bin der glücklichste Mann auf Erden, weil ich endlich eine Frau kennengelernt habe, bei der ich erste Wahl bin. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann brauchst du nicht zu erscheinen. Keine Sorge, ich werde dich nicht zwingen meine Trauzeugin zu spielen.“
Beleidigt verschwindet er in die Dunkelheit. Du sitzt nun alleine dort und denkst nach. Vielleicht hat er Recht und du willst ihn wirklich nur, weil sie ihn hat. Vielleicht verlierst du aber auch gerade die Liebe deines Lebens.
Plötzlich weißt du, was du tun musst. Dein Entschluss steht fest. Nach kurzer Google-Recherche nimmst du Papier und Stift zur Hand und schreibst deinem Freund einen letzten Abschiedsbrief.
Du schaust noch einmal zu der Gruppe Männer hinüber. Du könntest jeden haben, das war zwar sicher, aber auch wirklich keine Kunst. Keiner genügte jedoch deinen Ansprüchen, weder vom Alter, ihrem Aussehen, vor allem jedoch nicht vom Hygienestandart.
Deswegen verlässt du die Kneipe.
Wahrscheinlich ist deine Freundin fürchterlich besorgt um dich, anderseits sollte sie mittlerweile daran gewöhnt sein, dass du alleine mit einem Kerl durch die Stadt ziehst, schließlich ist das nicht das erste Mal. Allein, der Kerl fehlte heute. Er ist bei ihr. Du zerbrichst an dem Gedanken und das letzte was du willst ist, an ihrer Suite zu klopfen oder dir ein Zimmer im selben Hotel zu nehmen. Dann fällt dir plötzlich ein, dass er das Boot bestimmt für eine ganze Nacht gemietet hatte und torkelst langsam zurück zum Steg. Es ist traurig, wie es so alleine da liegt auf der ruhigen See. Alle Kerzen sind erloschen. Es ist der perfekte Ort für ein Mädchen mit gebrochenen Herzen.
Am Morgen wirst du unsanft von einem Hobbymatrosen geweckt, der sein Boot zurück haben möchte.
„Bist du die Braut?“, fragt er etwas erschrocken. Du schüttelst den Kopf. Du traust dich nicht zu reden, du weißt, wie furchtbar dein Atem riechen muss.
„Da hat er ja nochmal Glück gehabt. Also Lady, runter vom Boot“
Dir fällt auf, dass dein Rückfahrticket noch in ihrem Zimmer ist und musst deiner Freundin nun notgedrungen eine SMS schreiben, um es dir abzuholen.
Diese schreibt auch prompt zurück, um dir mitzuteilen, dass sie die Nacht voller Sorge um dich verbracht hat und nun froh ist, von dir zu hören. Sie bittet dich noch einmal in das Hotel zu kommen, weil sie dir eine unglaubliche Nachricht verkünden müsste. Sie würde sich freuen, dich zu einem Frühstück einladen zu können, um dir einfach alles zu erzählen.
Du bist genervt, schlimmer konnte es nun wirklich nicht kommen. Du sahst furchtbar aus, rochst nach Alkohol und jeder würde merken, wie fertig du warst. Solltest du so bei ihnen auftauchen?
Deswegen schreibst du ihr zurück: „Na, hier ist Nga. Kann es kaum erwarten die Neuigkeiten zu erfahren“ – und wie du es nicht erwarten könntest, dir das Ganze noch einmal anzuhören, wie sehr du dich zurückhalten müsstest, nicht die Beherrschung zu verlieren, in jeglicher Hinsicht.
„Davor musst du mir aber noch einen Gefallen gewähren: Ich war die ganze Nacht in den coolsten Clubs der Stadt und habe bis eben durch gefeiert, deshalb müsste ich mich noch einmal schnell bei dir duschen. Des Weiteren schlage ich eher ein Mittagessen vor, da ich noch mindestens eine Stunde brauche, bis ich wieder am Hotel bin, wenn alles gut läuft.“
Schon bei dem Gedanken bist du erschöpft, alles was du willst, ist nach Hause zu kommen.
Wirklich schlimm geht es dir jedoch erst, als du deine strahlende Freundin mit dem großen Ring an ihrem Finger siehst, wie sie dir freudig entgegenstürmt, während du völlig fertig mit deinem alten Fahrrad am Hotel ankommst.
„Ich habe so auf dich gewartet“, sagt sie, „ Ich kann es kaum erwarten dir alles zu erzählen! Ich warte im Garten Café auf dich.“ Sie steckt dir den Zimmerschlüssel zu.
„Wo ist dein Freund?“, fragst du und hoffst insgeheim, dass er nicht schon im Garten Café war, zusammen könntest du sie nicht ertragen.
„Der schläft noch“, sie schmunzelt, „aber keine Sorge, er schläft tief, du wirst ihn nicht wecken!“
Diese Situation ist dir unangenehm. Du konntest doch nicht duschen, während er schläft. Obwohl…
Vorsichtig drehst du den Schlüssel herum. Er sieht ja so süß aus, wenn er schläft. Ein Moment überlegst du, ob du dich daneben legen sollst, du warst schließlich entsetzlich müde, aber wenn er aufwachen würde, wäre das ein absolutes Desaster.
Deswegen schnappst du dir deine Sachen und verschwindest ins Bad. Die Dusche tut dir gut und du beschließt dort Zeit zu schinden. Als du fertig bist, schlingst du dir ein Handtuch um, steckst die deine Kopfhörer in die Ohren und versuchst, die Welt und den Ort an dem du bist zu vergessen.
Für einen Moment scheint die Musik alle Wunden zu heilen, bis plötzlich die Tür aufspringt, während du in die Bürste singst.
„Schatz?“, er starrt dich einen Moment an und du läufst dieses Mal am ganzen Körper rot an, „Upps, falsches Mädchen.“
Er grinst. Dir ist das furchtbar peinlich und du entschuldigst dich dafür, dass er dich im Bad erwischt hat. Er zuckt mit den Schultern und schaut dir hinterher, als du an ihm vorbei, zurück ins Schlafzimmer gehst.
Er duscht und in der Zeit ziehst du dich um und verschwindest. Du beschließt nicht mehr im Garten Café vorbei zu schauen, sondern gleich in den Zug zu steigen.
Die Tage vergehen und du ignorierst die SMS und Anrufe von beiden Seiten.
Du hast keine Lust irgendeine Korrespondenz mit ihnen aufzunehmen und schon gar nicht auf ihre blöde, eierschalfarbene Schnörkelhochzeitseinladung zu antworten, die du nach kurzem Durchlesen auch schon zerrissen und verbrannt hast.
Noch nicht einmal ein Date hattest du für diese Festlichkeit. Du konntest unmöglich dort hingehen.
Nach zwei Wochen lauert er dir vor deinem Haus auf, bevor du dich wieder in dein Haus verkriechen kannst, rennt er auf dich zu und legt den Arm um dich: „Ah nein, nicht schon wieder verstecken! Du bist jetzt einfach zwei Wochen ohne Grund verschwunden, wir dachten schon du seist gestorben oder so!“
Du schluckst. Diese plötzliche Attacke überwältigt dich, er sah so gut aus und auf einmal warst du so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Er hatte sich Sorgen um dich gemacht.
„Erzähl was ist los? Ist es, weil ich dich im Badezimmer überrascht habe? Keine Sorge, du hast eine super Figur im Handtuch gemacht und die Mikrophon-Bürste stand dir ausgezeichnet! Hab ich dich damit irgendwie gekränkt?“
Du schüttelst den Kopf: „Nein, natürlich nicht.“
„Was ist es dann? Wir müssen das klären, denn ich will, dass du meine Trauzeugin wirst, keiner kennt mich so gut, wie du es tust!“
Das Atmen fällt dir schwer, vielleicht solltest du ihm jetzt alles erzählen, sonst würdest du vor Gott diese Ehe beteuern und das wolltest du verhindern, denn Gott war dir seit dem Religionsunterricht unglaublich wichtig.
Du leitest ihn zu einer nahegelegenen Bank: „Wir müssen reden! Ich denke nicht, dass ich deine Trauzeugin sein kann…“
Er zog die Augenbrauen hoch, doch dann entspannten sich seine Züge wieder: „Ich weiß was los ist…ach sie ist furchtbar. Ich wollte unbedingt, dass du meine Trauzeugin wirst und stattdessen hat sie dich gefragt, nicht wahr? Das war mir beinahe schon klar. Aber glaube mir sie hat auch noch andere Freundinnen, ich sag ihr noch heute Abend, dass du dich um entschieden hast und sie sich wen anders suchen soll!“
Er legt vorsichtig die Hand auf die Schulter und lächelt in deine Richtung: „Ich will dich unbedingt dabei haben!“
Du streifst sie ab und wendest dich weg: „Nein, ich kann nicht! Ich kann nicht einmal zu eurer Hochzeit kommen und schon gar nicht Trauzeugin spielen. Verstehst du das denn nicht?“
Deine Augen füllen sich mit Tränen.
Er ist verwirrt: „Warum nicht? Du bist die zweitwichtigste Person auf dieser Hochzeit. Du kennst uns beide gut und hast uns schließlich zusammengebracht! Was könnte dir wichtiger sein als die Hochzeit deines besten Freundes?“
„Was mir wichtiger ist? Mir ist wichtiger, dass du glücklich bist und das wirst du nicht sein mit ihr. Es ist eine furchtbar schlechte Idee sie zu heiraten, du bist gerade mal 19 und glaubst zu wissen, was wahre Liebe ist und erkennst nichts. Nichts erkennst du! Und mich willst du zu deiner Trauzeugin machen, mich!? Weißt du nicht, wie weh mir das tut?“
Er schüttelt den Kopf, darauf war er nicht vorbereitet: „Was zur Hölle ist los mit dir? Ich dachte du freust dich, dass dein bester Freund deine Freundin heiratet, aber du warst ja schon damals dagegen, Ich weiß nicht, was du hast, verkrümelst dich hier Zuhause und gibst uns noch nicht mal mehr eine Antwort. Ich dachte wir wären Freunde und du würdest alles für mich geben!“
Du schweigst, dann reißt du dich zusammen und sagst: „Ich will nicht mehr deine Freundin sein!“
Er schluckt und steht auf: „Wenn das so ist, kann ich ja auch gehen“.
Du kannst die Enttäuschung in seinen Augen sehen, als er sich umdreht und geht. Er wartet darauf, dass du ihn zurück rufst. Aber du bist still. Es zerbricht dir das Herz, aber du kannst ihm deine Motive nicht offenlegen.
„Komm schon, was soll das? Du weißt genau was du mir bedeutest. Du warst immer mein liebstes Mädchen. Wenn du nicht kommst, dann bricht es mir das Herz und ich weiß, dass unsere Freundschaft für immer beendet ist. Ist es das was du willst?“
Du bleibst stumm. Sein liebstes Mädchen.
Du stehst auf und läufst ihm ein Stück hinterher: „Ich will nicht mehr deine Freundin sein, weil ich es nicht kann. Ich kann nicht auf eure Hochzeit kommen, weil ich die einzige bin, die sich nicht für euch freut, weil ich mir wünsche, dass ich an ihrer Stelle wäre.
Ich liebe dich.
Ich habe dich immer geliebt, aber erst jetzt habe ich bemerkt, dass ich so fühle. Gib mir noch einmal eine Chance, ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen. Niemand kennt dich so wie ich dich kenne, dass hast du selbst gesagt. Bitte heirate sie nicht. Lass uns durchbrennen!“
Er bleibt stehen, geht ein Stück auf dich zu und schaut dir in die Augen. Er atmet tief durch: „Immer geliebt? Du hast mich nie geliebt. Ich war dir doch immer nur gut genug als dein bester Freund, aber nie für mehr. Wie oft habe ich versucht, dich davon zu überzeugen, dass ich der Richtige für dich bin und du hast es nie erkannt! Als du mich gefragt hast, ob ich dich zum Abiball begleite, dachte ich, dass sei meine große Chance und alles was du tust ist, dich diesem schwarzhaarigen Schönling an den Hals zu werfen. Ich habe mich damit abgefunden, weil ich glaubte ich könnte dich nicht glücklich machen, aber ich war frustriert. Und dann traf ich sie!
Sie war die Erste, die mich von Anfang an geliebt hat. Du warst damals meine erste Wahl, aber das hast du verwirkt. Jetzt willst du mich nur noch zurück, weil du mich nicht mehr haben kannst. Ich werde in einem Monat heiraten und bin der glücklichste Mann auf Erden, weil ich endlich eine Frau kennengelernt habe, bei der ich erste Wahl bin. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann brauchst du nicht zu erscheinen. Keine Sorge, ich werde dich nicht zwingen meine Trauzeugin zu spielen.“
Beleidigt verschwindet er in die Dunkelheit. Du sitzt nun alleine dort und denkst nach. Vielleicht hat er Recht und du willst ihn wirklich nur, weil sie ihn hat. Vielleicht verlierst du aber auch gerade die Liebe deines Lebens.
Plötzlich weißt du, was du tun musst. Dein Entschluss steht fest. Nach kurzer Google-Recherche nimmst du Papier und Stift zur Hand und schreibst deinem Freund einen letzten Abschiedsbrief.
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Akt V
miss...sophie, 20:16h
Akt V:
Als er den Brief findet, ist er am Boden zerstört. Er hätte nie gedacht, dass du es tatsächlich so ernst mit ihm meinst.
Seine Freundin findet ihn verzweifelt in seinem Zimmer. Es sind noch zwei Wochen bis zur Hochzeit.
„Was ist mit dir, Pooh-Bärchen?“, fragt sie besorgt und legt ihm liebevoll den Arm um seine Schultern, „du scheinst so niedergeschlagen und das so kurz vor unserer Hochzeit.“
Er antwortet nicht, deswegen fragt sie, ganz entgegen ihrer sonstigen Art, weiter.
„Ist es wegen unserer Freundin? Du hast mir gar nicht erzählt, wie euer Gespräch verlaufen ist. Wird sie nun deine Trauzeugin? Oder hat sie etwa abgelehnt?“
Natürlich hat er ihr die ganze Sache verschwiegen, denn er wollte nicht, dass sie sich in irgendeiner Weise Sorgen machte. Anderseits fühlt er, dass er nicht länger schweigen kann. Seine zittrigen Hände deuten auf einen handgeschriebenen Brief, der vor ihm auf dem Boden liegt.
Sie hebt ihn vorsichtig auf, sie sieht, dass er von dir ist.
„Mein liebster, treuer Freund,
du kennst die Gründe, warum ich nicht zu deiner Hochzeit kommen kann. Es liegt tatsächlich nur an mir, aber du musst mir glauben, dass alles, was ich dir erzählt habe, wahr ist und aus meinem tiefsten, innersten Herzen kommt. Ich kann deinen Standpunkt verstehen und will euch nicht im Wege stehen. Für mich ist es schwer nun einen neuen Sinn im Leben zu finden und sicherlich erkennst du nun, dass es mir unmöglich ist euch beide heiraten zu sehen. Ich weiß, dass ich, als deine beste Freundin, versagt habe. Ich weiß, dass es dir zusteht glücklich zu sein, wenngleich ich niemals daran teilhaben werden kann, was mir mein junges Herz zerbricht. Am Ende jedoch freue ich mich aufrichtig für euch beide und wünsche euch alles Glück der Welt.
Mein Leben soll für euch nun nicht mehr von Bedeutung sein, denn alles was ich tun könnte, wäre gegen eure Beziehung und würde euch schaden. Deswegen halte ich es für das Beste mich nicht mehr in eurer Nähe aufzuhalten.
Ich habe mich entschlossen bei einem gemeinnützigen Projekt mitzuhelfen, um vielleicht irgendwann wieder einen Sinn in meiner Existenz zu verspüren.
Ich setzte mich fortan für die Rechte vietnamesischer Sumpfkröten in Burkina Faso ein. Diese armen Kreaturen können weder Arabisch noch Französisch und schon gar keine seltsame Abwandlung wie Dioula oder Fulfulde sprechen und finden sich dort überhaupt nicht zurecht. Ich fühle, dass es meine Aufgabe ist, ihnen Liebe und Orientierung zu geben und hoffe, dass auch sie mir selbiges entgegenbringen.
Zuletzt möchte ich dir nur noch sagen: Ich werde dich niemals vergessen. Du warst und bist meine einzige Liebe. Auf ewig.“
Sie stutzt, dann springt sie vom Bett auf: „Sie liebt dich? Und du hast es nicht für nötig gehalten mir das mal zu sagen?! Wie oft habt ihr euch getroffen? Wie lange weißt du das schon? Argh.“
Er zieht die Augenbrauen hoch. Er hat gewusst, dass es so kommen würde, erführe sie dies.
„Seit ich bei ihr war. Ich wusste, dass, wenn ich es dir sage, du ausrasten würdest und ich wollte unsere Hochzeit nicht aufs Spiel setzten. Es gibt nur dich. Ich habe sie in die Wüste geschickt und ich bereue nur, dass sie nun ein so grauenvolles Leben gewählt hat. Ich dachte, mit der Zeit würde sie sich neu verlieben und alles wäre so wie immer. Ich habe nicht gedacht, dass ich ihr so viel bedeute. Das Ganze tut mir so schrecklich leid. Ich habe mich wie ein Idiot verhalten und ihr das Herz gebrochen. Und jetzt sitzt sie allein in- wo ist eigentlich Burkina Faso?“
„Afrika“
„Und jetzt sitzt sie allein in Burkina Faso in Afrika“
„Naja, alleine nicht, sie hat ja ihre Kröten. Ich finde, dass passt ganz ausgezeichnet. Sie ist ja schließlich auch eine Kröte. Eine dicke, dumme, stinkige Kröte und hässlich dazu. Vielleicht findet sie ja da ihren Krötenprinz, wenn sie erst alle einmal durchgeküsst hat und dabei kriegt sie Lippenherpes. Mir wäre das sehr recht. Hauptsache sie spannt mir nicht meinen Kerl aus!“
Er ist erschüttert über diese Aussage seiner Freundin. Diese Seite hat er bisher noch nicht an ihr gekannt. Er schüttelt den Kopf.
„Jedenfalls fehlt mir jetzt die Trauzeugin. Wenn soll ich jetzt nehmen?“, meinte er, um vom Thema abzulenken.
Sie denkt einen Moment nach. Sie kannte wenige Freundinnen, bei der sie nicht Gefahr lief, dass sie ihr den Kerl ausspannen würde. Eigentlich hat sie auf dich immer vertraut.
„Ich habe da noch eine hervorragende Freundin. Sie heißt Jasmin und ist kürzlich erst mir irgend so einem Kerl zusammengekommen, mit langen Haaren und so. Auf jeden Fall stehen bei ihr die Chancen gut, dass sie keine „falsche“ Freundin ist. Du solltest sie nehmen, ein nettes Mädchen.“
Er schweigt einen Moment, dann sagt er langsam: „Ich kenne sie nicht, aber wenn du sagst, dass sie die Richtige für diesen Job ist, dann werde ich sie nehmen. Ich möchte, dass dieser Tag perfekt ist.“
Sie küsst ihn: „Ich ruf sie gleich an. Oh, sie wird sich so freuen!“
Sie verlässt aufgeregt den Raum, ihr Zorn über ihre Freundin scheint beinahe vergessen. Ihre schnellen Stimmungsschwankungen sind gruselig. Er hingegen sitzt noch eine Weile auf seinem Bett und starrt den Brief an. Diesmal hat der Kuss anders geschmeckt und er weiß nicht warum. Er weiß nur, dass plötzlich etwas fehlte.
Du kommst unterdessen in Burkina Faso an und wirst mehr oder weniger freundlich vom Leiter der Hilfsorganisation begrüßt. Er ist nur wenig attraktiv. Angestrengt schleppte er eine dicke, speckige Kugel vor sich herum, die ewig die ohnehin schon zu kurzen T-Shirts nach oben rutschen ließ. Er hatte eine halbe Glatze, dafür umso mehr Bart. Er erinnerte dich an deinen Biolehrer.
Verlieben würdest du dich hier bestimmt nicht. Du warst verdammt einsam und allein an diesem schrecklich kahlen und heißen Ort zu sterben. Vielleicht war das Ganze ein Fehler. Dann denkst doch jedoch an den Ort, denn du früher mal dein Zuhause nanntest und merkst, dass du dorthin nicht mehr zurückkehren kannst. Ob er dich vermisst? Sicher genießt er die Zeit mit seiner Verlobten und hat dich schon längst vergessen.
Niedergeschlagen begleitest du den Leiter zu deiner eigenen Krötenkolonie. Tatsächlich sind diese Geschöpfe noch sehr viel ekelhafter, als du sie dir in deinen schlimmsten Alpträumen vorgestellt hast.
„Niedlich nicht?“, sagt der Leiter, „sie werden dich lieben. Du bist jetzt eine richtige kleine Krötenmami“
Dir würgt es. Du packst die Kiste mit deinen Kröten und begibst dich auf den Weg zum Reservat, in das sie umgesiedelt werden sollten. Umso schneller du da bist, desto schneller bist du sie los.
Irgendwer muss auch ekelhafte, hässliche Kreaturen lieben, denkst du dir wehleidig.
Zuhause laufen die Hochzeitvorbereitungen auf Hochtouren.
Sie hat das Ruder komplett in die Hand genommen organisiert das Essen, die Band, die Kirche und alles was zu einer guten Hochzeit dazu gehört. Er zahlt.
Sie bemerkt, dass er jedoch oft gedankenverloren durch die Straßen zieht oder sich alleine in den Wald begibt. Sie stört das, aber sie will ihm auch nicht von Anfang an vorschreiben, was er zu tun hat, damit will sie bewusst erst nach der Hochzeit beginnen.
Außerdem plagen sie auch weit andere Probleme: Die Trauzeugin ihres Liebsten weigert sich vehement ein Kleid anzuziehen und deren Liebster mit den langen Haaren will nicht auf sein schwarzes T-Shirt mit dem Spruch: „ Zieh dich aus, ich glaub kenn dich“ verzichten. Dies war natürlich für eine Hochzeit absolut unmöglich und für ihre eigene sowieso.
Er hingegen gibt zu allem sein Einverständnis und eigentlich ist ihm egal, ob der Spruch auf dem T-Shirt nun anstößig ist oder nicht, eigentlich findet er ihn sogar ganz lustig. Trotzdem weicht er nicht von ihrer Meinung ab, denn er hofft so seine wachsende Unsicherheit bezüglich der bevorstehenden Hochzeit zu überdecken.
Er weiß, dass er sie heiraten wird, aber er ist sich nicht sicher, ob es wirklich das Richtige für ihn ist. Deine plötzliche Abreise hat ihn zum Nachdenken angeregt.
Er entzieht sich immer öfter den Vorbereitungen und verschwindet.
War das Ganze doch ein Fehler? Hattest du Recht gehabt und er hatte voreilig gehandelt? Liebte er sie genauso sehr, wie er dich geliebt hatte? Er kennt keine Antwort auf diese Fragen und daran verzweifelte er.
Es ist noch eine Woche bis zur Hochzeit.
Du bist mit deiner Krötengruppe fast am Ziel. Mittlerweile quaken sie beinahe perfekt Französisch und du bist zuversichtlich, dass sie sich im Reservat auch ohne dich zu Recht finden. Einstweilen sind sie dir sogar ans Herz gewachsen mit ihrer klebrigen, stinkigen Art.
Du kannst dir nur nicht erklären, wo der Lippenherpes herkommt.
Diese Aufgabe hat dir große Freude bereitet, aber du merkst, dass harte Arbeit die Wunde in deinem Herzen nicht zu füllen vermag. Du wirst ihn nie vergessen und dein Schmerz wird dir immer allgegenwärtig sein.
Es ist der große Tag. Die Hochzeit steht an.
Er war spät aufgestanden, schließlich hatte er jede Menge Zeit.
„Bekommst du langsam kalte Füße?“, fragt seine Trauzeugin und grinst ihn an.
„Sollte ich denn?“
„Ist das denn nicht normal, jeder ist sich doch ein bisschen unsicher, wenn es um die Wurst geht“
„Es geht nicht um die Wurst, ich heirate! Hat sie denn kalte Füße?“
Vielleicht ging es ihr ähnlich, es würde ihn beruhigen. Er versteht sich selbst nicht mehr, er ist sich doch so sicher gewesen, sie zu heiraten. Es ist sich sicher, dass sie seine große Liebe ist. Warum auch nicht? Sie ist intelligent, ausgesprochen gutaussehend, charmant, humorvoll, liebt ihn aufrichtig. Sie ist perfekt! Was ist nur mit ihm passiert? Wahrscheinlich hat er tatsächlich einfach nur kalte Füße. Selbst wenn nicht, es ist zu spät etwas daran zu ändern. Er hat sich entschieden und nun muss er für diese Entscheidung geradestehen. Wahrscheinlich findet er seine Bedenken irgendwann lächerlich. Irgendwann würde er mit seinen drei Kindern auf der Couch sitzen und würde ihnen davon erzählen und allesamt würden sie lachen.
Jasmin grinste laut: „Wird nicht verraten, das stände mir nicht zu!“
„Es wäre aber gut für mich zu wissen, ob sie mich stehen lässt. Dann zieh ich schon mal meine Laufschuhe an, damit ich schneller wegrennen kann, wenn es peinlich wird.“ Jetzt muss er selbst lachen. Es war die richtige Entscheidung und er würde sehr glücklich werden, hätte er dich erst vergessen.
Sie ist ebenfalls sehr aufgeregt. Sein seltsames Verhalten hat ihr Sorgen bereitet. Nun steht sie da, in ihrem pompösen, weißen Kleid mit endloser Schleppe und sieht ganz zauberhaft aus, wie man es von ihr gewohnt ist.
„Du siehst toll aus“, beteuerte ihre Brautjungfer, „wie eine Prinzessin!“
„Ich hoffe, mein Prinz besitzt den Anstand und lässt mich nicht stehen“, sagt sie leise.
„Er wäre ein Idiot, wenn er es täte. Schließlich seid ihr das absolut perfekte Paar. Niemand passt so gut zusammen wie ihr. Ihr seid ganz schnuckelig.“
„Ja da hast du Recht. Wahrscheinlich habe ich nur ein wenig kalte Füße.“
Die Kirche füllt sich. Überall sitzen geschmacklose Hütte und grässliche Kostüme. Jasmin steht als Trauzeugin bereits vorne und schaut unmotiviert, beinahe aggressiv in das Publikum, das verlegen und angsterfüllt in andere Richtungen schaut. Sie hasst das rosa Kleid, das sie tragen muss. Sie mag keine Rüschen und auch keine Perlen. Ihr zuliebe hat sie es angezogen. Aus dem Publikum grinst sie als einziger ihr Liebster an, der sie in dem Kleid ganz herrlich findet. Er selbst hat über sein peinliches Spruchshirt ein Jackett und eine Krawatte gezogen und war so unbemerkt an der Modesecurity, welche die Braut eigens angestellt hat, vorbeigeschlichen.
Als der Bräutigam den Raum betritt steht die Menge auf.
Er ist sich nun sicher und schreitet selbstbewusst den Gang hinauf zum Pfarrer.
Sein Herz pocht. Er tut das Richtige. Der Pfarrer zwinkert ihm zu. Alles scheint so unwirklich. In der dritten Reihe hat jemand einen erbärmlichen Keuchhusten. In der zweiten Reihe von links trug jemand schreckliches Parfüm. Die Brautjungfern sprachen laut über Schuhe. Es war drückend heiß in dem Jackett. Er will seine Fliege lockern, er darf jedoch nicht. Alles muss perfekt sein. Sie war perfekt. Die Hochzeit war perfekt. Er musste auch perfekt sein.
Dann war es auf einmal ruhig.
Langsam öffnet sich die Tür, die Musik beginnt zu spielen.
Sie sieht atemberaubend aus. Durch die Menge schallen laute: „Ahhs“ und „Ohhs“. Ältere Damen fangen, von ihrer Schönheit beeindruckt, an zu weinen.
Er kann sich glücklich schätzen. Tatsächlich sind auf einmal seine Zweifel verfolgen.
Elegant schreitet sie zum Altar.
„Du siehst wunderschön aus!“, flüstert er ihr zu, bevor der Pfarrer mit der Predigt beginnt.
Er glaubt, sie unter ihrem Schleier lächeln zu sehen.
Wie immer in Kirchen dauert die Ansprache des Pfarrers ewig.
„Möchten Sie die hier anwesende Braut zur Frau nehmen. In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheide?“, fragt der Vertreter Gottes schließlich und die Hälfte des Publikums fängt an, langsam wieder aufzuwachen.
„Ja ich will!“, sagt er laut und deutlich, damit auch jeder genau weiß, dass er es wirklich ernst meint und damit er sicher gehen kann, dass nun auch tatsächlich alle wieder erwacht sind.
„Und möchten Sie den hier anwesenden Bräutigam zum Manne nehmen. In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheide?“
Sie schweigt einen Moment, ihr ist, als hätte sie die Tür gehört, doch als sie sich kurz umdreht, ist niemand zu sehen. Wahrscheinlich jemand, der vorzeitig das Buffet stürmen will. Er schaut sie fragend an. Der Pfarrer nickt ihr ungeduldig zu: „Und möchten Sie den hier anwesenden Bräutigam zum Manne nehmen. In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheide?“
„Ja ich will.“, sagt sie schließlich leise.
„So traue ich euch nun zu Mann und Frau! Sie dürfen die Braut jetzt…“
Plötzlich springst du zwischen den Bänken hervor: „Nein! Bitte tu das nicht! Ich bin nach Burkina Faso, weil ich dich vergessen wollte, aber ich konnte es nicht. Du bist meine einzige Liebe. Sie kann dich niemals so glücklich machen wie ich es könnte, weil sie dich niemals so sehr lieben kann wie ich. Niemand kann dich so sehr lieben wie ich. Bitte! Ich habe kein weißes Ross, ich habe keinen scharfen Schlitten, kein Kamel mit dem wir durchbrennen könnten, sondern nur ein wackliges Fahrrad mit dem ich selbst nicht richtig fahren kann. Ich habe kein weißes Kleid, kein Chanel-Kostüm und kein Damenanzug, sondern nur das peinliche T-Shirt mit dem Schwanzvergleich, das ich mir von einem Freund geliehen habe, weil ich keine sauberen Sachen hatte, als ich aus Burkina Faso kam. Du merkst, ich kann dir nichts bieten, ich kann nicht mit ihr mithalten. Ich bin nicht perfekt! Ich habe nur eines für dich und das ist meine bedingungslose Liebe zu dir, die auf ewig anhalten wird. Wenn du dich aber gegen mich entscheidest, so verschwinde ich für immer aus deinem Leben. Und zum Schluss nur noch eins: `I hate to turn up out of the blue uninvited but I couldn't stay away I couldn't fight it. I had hoped you'd see my face and that you'd be reminded that for me it isn't over!
Never mind I'll find someone like you …”
Während du weiter singst und dabei spontan von der Orgel begleitet wirst, ruft sie hysterisch nach der Security. Sie hat keine Ahnung wie du in diesem peinlichen Outfit überhaupt in die Kirche gekommen bist.
Er steht da und schweigt. Einerseits freut er sich, weil er nun weiß, dass er dir doch etwas bedeutet. Anderseits ist das natürlich das absolut schlimmste, was auf einer Hochzeit passieren kann und dein Gesang macht es nicht besser.
Er weiß nicht, was er machen sollte.
Er schaut sie an und nimmt seine Braut bei den Händen. Sie erstarrt: „Du verlässt mich jetzt aber nicht für das hässliche T-Shirt, oder?“
Er sieht dich noch einmal an, wie du dir die Seele aus dem Hals singst, obwohl du denn Text nicht einmal richtig kennst.
Die Menge ist erschüttert und gleichsam amüsiert. So etwas hatte es noch nie gegeben.
„Meine Liebste, ich tue, was du für richtig hältst. Ich habe dich um deine Hand gebeten und dich zur Frau genommen, dieses Versprechen werde ich niemals zurücknehmen, es sei denn, du willst es so!“
Du hast aufgehört zu singen. Du konntest seine diplomatische Ader nie leiden. Damit hattest du nun wohl verloren und dich gänzlich blamiert, sodass du nie wieder unter Leute gehen kannst.
Er ist es wert gewesen, denkst du.
Sie überlegt.
„Der Kuss besiegelt die Ehe“, sagt sie schließlich. Er spitzt seine Lippen und schließt seine Augen. Er ist sich sicher, dass er nun sie zur Frau nehmen würde.
„Insofern hast du dein Versprechen nicht gebrochen. Es ist nicht gültig, bis zu diesem einen letzten Kuss.“
Sie schaut zu dir rüber, küsst ihn auf die Wange und läuft den Gang entlang aus der Kirche hinaus. Er steht noch immer mit geschlossenen Augen da und wartet. Du rennst zum Altar, kletterst darauf, springst ihn schließlich an und küsst ihn. Als er die Augen öffnet hängst du auf ihm.
„Wo ist...?“, fragt er, bevor du ihm den Finger auf den Mund legst.
„Sie hat das Richtige getan. Aber willst du mich denn überhaupt?“, fragst du und schaust zu ihm in die Augen.
„Ich habe dich immer gewollt“, lachte er. Du ziehst dein peinliches T-Shirt aus, wirfst es Thomas zu, der sich nun unglaublich über ein neues, cooles T-Shirt freut und rennst immerhin noch im Top, aus der Kirche. Ihr besteigt das klapprige Fahrrad und radelt zusammen in den Sonnenuntergang.
Da ihr aus Fehlern lernen könnt, beschließt ihr, mit eurer Hochzeit zu warten.
Erst drei Jahre später, als du unverhofft schwanger wirst, macht er dir einen unerwarteten und etwas unromantischen Heiratsantrag im Musikpark A5. Du bist sehr froh darüber, denn es ist dir egal, wie er dich fragt, da du weißt, dass es wahre Liebe ist.
Dieses Mal findet nur eine sehr kleine Hochzeit statt, mit den engsten Vertrauten, zum einen, weil er kleine Feiern bevorzugt, zum anderen, und das war wohl der ausschlaggebende Grund, weil sein ganzes Geld schon für seine letzte Hochzeit ausgegeben worden war. In der Kirche könnt ihr Seine Ex-Verlobte, zu eurem Leidwesen, nicht unter den Gästen erkennen, ihr habt noch immer ein ganz schlechtes Gewissen und habt gehofft, dass ihr euch mit einer Einladung vielleicht irgendwann wieder versöhnen könntet.
Es ist eine ganz hinreißende, kleine Hochzeit. Du trägst ein sehr schlichtes, weißes Kleid, das die kleine Kugel vor dir nicht mehr verdecken kann. Du weißt bereits, dass es ein Mädchen wird, ihr habt den Namen auch schon ausgesucht: Luna. Du kannst es gar nicht erwarten, allen davon zu erzählen, das Publikum scheint deine Schwangerschaft jedoch nicht zu bemerken, zumindest spricht dich keiner darauf an, die meisten denken einfach, du hättest „etwas“ zugenommen und es ist ihnen zu peinlich, noch einmal nachzufragen.
Eure Feier findet im Berkacher Volkshaus statt, da du dorthin Kontakte pflegst, und somit einen besseren Preis aushandeln konntest.
Es wird zünftiges und preiswertes Essen aufgetragen, als Vorspeise eine schöne Suppe und einen Salat. Als Hauptspeise für jeden ein übergroßes Schnitzel mit viel Pommes. Das mag jeder, denkst du dir. Zum Nachtisch bekommt jeder noch eine Kugel Vanilleeis in der Waffel. Gerade rollen die zwei galanten Kellnerinnen mit ihrem kleinen Wagen am Tisch entlang, um jeden Gast eben diese eine kleine Kugel zu überreichen, da flackert plötzlich das Licht, kurz darauf ist es völlig erloschen.
„Müssen wir den Strom extra mieten oder war der im Preis inklusive?“, fragt er und greift nach deiner Hand.
„Bei dem Preis kann man nicht auch noch Licht erwarten“, sagst du und hast damit nicht einmal unrecht, „ich geh und hol ein paar Kerzen“
Doch bevor du aufstehen kannst, rollt eine riesige, mit Wunderkerzen funkelnde, 18 stöckige Torte herein.
„Oh mein Gott Liebster, ist die für mich?“, du freust dich, dass er sich, trotz des knappen Budgets, solch eine Mühe gegeben hat. Er hingegen schaut etwas verwundert. Er kann sich nicht erinnern, eine so große Torte bestellt zu haben, außer an seiner letzten Hochzeit natürlich.
„Sie ist für euch beide“
Ihr erkennt die Stimme sofort.
Die Wunderkerzen erlöschen und das Licht geht wieder an.
Sofort rennt ihr beide auf die Ex-Verlobte und beste Freundin zu.
„Du?! Hier?! Das ist ja ganz wunderbar, wir dachten du kämst nicht, weil du noch ein sauer bist, weil… du weißt schon“, du umarmst sie.
„Weil du mir den Mann am Tag meiner Hochzeit ausgespannt hast?“
„Öhm ja“, nuschelst du etwas verlegen.
„War ich auch erst. Ich war sogar ziemlich sauer, aber dann ist mir recht schnell aufgefallen, dass es das Beste war, was mir passieren konnte!“
Du hältst noch immer ihre Hände.
„Hast du den Kuchen gebacken?“, fragt dein Ehemann.
„Ja, aber nicht allein. Ich hatte ein wenig Hilfe.“
Hinter dem Kuchen erscheint ein junger Mann, der dir irgendwie bekannt vorkommt, aber du kannst ihn nicht richtig zu ordnen.
„Als ich damals aus der Kirche verschwunden bin, weil du mir meinen Kerl ausgespannt hast, bin ich zurück ins Hotel, habe meine Sachen gepackt, mir etwas anders angezogen als dieses grauenhafte Brautkleid, dass mich an den schlimmsten Tag meines Lebens erinnerte und bin einfach in das nächste Auto, beziehungsweise in den nächsten Lastwagen eingestiegen, der an der Straße gehalten hat. Leider bin ich darin auch gleich eingeschlafen, weil ich zuvor aus Angst vor der Hochzeit so viele Beruhigungstabletten genommen hatte. Als ich aufwachte, war ich in einer riesigen Lagerhalle. Erst hatte ich ein wenig Angst, weil ich nicht wusste wo ich war und weil man so viel schlechtes hört von einsamen Lagerhallen und zwielichtigen LKW- Fahrern, aber dann entdeckte ich die ganzen Schuhe und Kleider um mich herum und fühlte mich gleich wie daheim. Der Lastwagenfahrer hatte unterdessen mit seinem Chef gesprochen und ihm meine Situation erklärt. Der Chef bot mir sogleich einen Job im Logistikmanagement an, den ich auch annahm. Eigentlich studierte ich ja, aber ich beschloss, ein halbes Jahr auszusetzen, um den ganzen Stress zu vergessen. Naja und wie das Schicksal es so wollte, kamen wir der Chef und ich uns näher. Jetzt sind wir verlobt“, sie zeigte kurz auf den pompösen Ring an ihrer linken Hand, „und im Sommer heiraten wir, dieses Mal hoffentlich wirklich“ Sie lächelt. Ihr Verlobter nimmt sie in den Arm und nickt: „Dieses Mal definitiv!“, dann streckt er euch beiden die Hand hin und stellte sich vor: „David Schneider. Haupteigentümer von Zalando!“
Als er den Brief findet, ist er am Boden zerstört. Er hätte nie gedacht, dass du es tatsächlich so ernst mit ihm meinst.
Seine Freundin findet ihn verzweifelt in seinem Zimmer. Es sind noch zwei Wochen bis zur Hochzeit.
„Was ist mit dir, Pooh-Bärchen?“, fragt sie besorgt und legt ihm liebevoll den Arm um seine Schultern, „du scheinst so niedergeschlagen und das so kurz vor unserer Hochzeit.“
Er antwortet nicht, deswegen fragt sie, ganz entgegen ihrer sonstigen Art, weiter.
„Ist es wegen unserer Freundin? Du hast mir gar nicht erzählt, wie euer Gespräch verlaufen ist. Wird sie nun deine Trauzeugin? Oder hat sie etwa abgelehnt?“
Natürlich hat er ihr die ganze Sache verschwiegen, denn er wollte nicht, dass sie sich in irgendeiner Weise Sorgen machte. Anderseits fühlt er, dass er nicht länger schweigen kann. Seine zittrigen Hände deuten auf einen handgeschriebenen Brief, der vor ihm auf dem Boden liegt.
Sie hebt ihn vorsichtig auf, sie sieht, dass er von dir ist.
„Mein liebster, treuer Freund,
du kennst die Gründe, warum ich nicht zu deiner Hochzeit kommen kann. Es liegt tatsächlich nur an mir, aber du musst mir glauben, dass alles, was ich dir erzählt habe, wahr ist und aus meinem tiefsten, innersten Herzen kommt. Ich kann deinen Standpunkt verstehen und will euch nicht im Wege stehen. Für mich ist es schwer nun einen neuen Sinn im Leben zu finden und sicherlich erkennst du nun, dass es mir unmöglich ist euch beide heiraten zu sehen. Ich weiß, dass ich, als deine beste Freundin, versagt habe. Ich weiß, dass es dir zusteht glücklich zu sein, wenngleich ich niemals daran teilhaben werden kann, was mir mein junges Herz zerbricht. Am Ende jedoch freue ich mich aufrichtig für euch beide und wünsche euch alles Glück der Welt.
Mein Leben soll für euch nun nicht mehr von Bedeutung sein, denn alles was ich tun könnte, wäre gegen eure Beziehung und würde euch schaden. Deswegen halte ich es für das Beste mich nicht mehr in eurer Nähe aufzuhalten.
Ich habe mich entschlossen bei einem gemeinnützigen Projekt mitzuhelfen, um vielleicht irgendwann wieder einen Sinn in meiner Existenz zu verspüren.
Ich setzte mich fortan für die Rechte vietnamesischer Sumpfkröten in Burkina Faso ein. Diese armen Kreaturen können weder Arabisch noch Französisch und schon gar keine seltsame Abwandlung wie Dioula oder Fulfulde sprechen und finden sich dort überhaupt nicht zurecht. Ich fühle, dass es meine Aufgabe ist, ihnen Liebe und Orientierung zu geben und hoffe, dass auch sie mir selbiges entgegenbringen.
Zuletzt möchte ich dir nur noch sagen: Ich werde dich niemals vergessen. Du warst und bist meine einzige Liebe. Auf ewig.“
Sie stutzt, dann springt sie vom Bett auf: „Sie liebt dich? Und du hast es nicht für nötig gehalten mir das mal zu sagen?! Wie oft habt ihr euch getroffen? Wie lange weißt du das schon? Argh.“
Er zieht die Augenbrauen hoch. Er hat gewusst, dass es so kommen würde, erführe sie dies.
„Seit ich bei ihr war. Ich wusste, dass, wenn ich es dir sage, du ausrasten würdest und ich wollte unsere Hochzeit nicht aufs Spiel setzten. Es gibt nur dich. Ich habe sie in die Wüste geschickt und ich bereue nur, dass sie nun ein so grauenvolles Leben gewählt hat. Ich dachte, mit der Zeit würde sie sich neu verlieben und alles wäre so wie immer. Ich habe nicht gedacht, dass ich ihr so viel bedeute. Das Ganze tut mir so schrecklich leid. Ich habe mich wie ein Idiot verhalten und ihr das Herz gebrochen. Und jetzt sitzt sie allein in- wo ist eigentlich Burkina Faso?“
„Afrika“
„Und jetzt sitzt sie allein in Burkina Faso in Afrika“
„Naja, alleine nicht, sie hat ja ihre Kröten. Ich finde, dass passt ganz ausgezeichnet. Sie ist ja schließlich auch eine Kröte. Eine dicke, dumme, stinkige Kröte und hässlich dazu. Vielleicht findet sie ja da ihren Krötenprinz, wenn sie erst alle einmal durchgeküsst hat und dabei kriegt sie Lippenherpes. Mir wäre das sehr recht. Hauptsache sie spannt mir nicht meinen Kerl aus!“
Er ist erschüttert über diese Aussage seiner Freundin. Diese Seite hat er bisher noch nicht an ihr gekannt. Er schüttelt den Kopf.
„Jedenfalls fehlt mir jetzt die Trauzeugin. Wenn soll ich jetzt nehmen?“, meinte er, um vom Thema abzulenken.
Sie denkt einen Moment nach. Sie kannte wenige Freundinnen, bei der sie nicht Gefahr lief, dass sie ihr den Kerl ausspannen würde. Eigentlich hat sie auf dich immer vertraut.
„Ich habe da noch eine hervorragende Freundin. Sie heißt Jasmin und ist kürzlich erst mir irgend so einem Kerl zusammengekommen, mit langen Haaren und so. Auf jeden Fall stehen bei ihr die Chancen gut, dass sie keine „falsche“ Freundin ist. Du solltest sie nehmen, ein nettes Mädchen.“
Er schweigt einen Moment, dann sagt er langsam: „Ich kenne sie nicht, aber wenn du sagst, dass sie die Richtige für diesen Job ist, dann werde ich sie nehmen. Ich möchte, dass dieser Tag perfekt ist.“
Sie küsst ihn: „Ich ruf sie gleich an. Oh, sie wird sich so freuen!“
Sie verlässt aufgeregt den Raum, ihr Zorn über ihre Freundin scheint beinahe vergessen. Ihre schnellen Stimmungsschwankungen sind gruselig. Er hingegen sitzt noch eine Weile auf seinem Bett und starrt den Brief an. Diesmal hat der Kuss anders geschmeckt und er weiß nicht warum. Er weiß nur, dass plötzlich etwas fehlte.
Du kommst unterdessen in Burkina Faso an und wirst mehr oder weniger freundlich vom Leiter der Hilfsorganisation begrüßt. Er ist nur wenig attraktiv. Angestrengt schleppte er eine dicke, speckige Kugel vor sich herum, die ewig die ohnehin schon zu kurzen T-Shirts nach oben rutschen ließ. Er hatte eine halbe Glatze, dafür umso mehr Bart. Er erinnerte dich an deinen Biolehrer.
Verlieben würdest du dich hier bestimmt nicht. Du warst verdammt einsam und allein an diesem schrecklich kahlen und heißen Ort zu sterben. Vielleicht war das Ganze ein Fehler. Dann denkst doch jedoch an den Ort, denn du früher mal dein Zuhause nanntest und merkst, dass du dorthin nicht mehr zurückkehren kannst. Ob er dich vermisst? Sicher genießt er die Zeit mit seiner Verlobten und hat dich schon längst vergessen.
Niedergeschlagen begleitest du den Leiter zu deiner eigenen Krötenkolonie. Tatsächlich sind diese Geschöpfe noch sehr viel ekelhafter, als du sie dir in deinen schlimmsten Alpträumen vorgestellt hast.
„Niedlich nicht?“, sagt der Leiter, „sie werden dich lieben. Du bist jetzt eine richtige kleine Krötenmami“
Dir würgt es. Du packst die Kiste mit deinen Kröten und begibst dich auf den Weg zum Reservat, in das sie umgesiedelt werden sollten. Umso schneller du da bist, desto schneller bist du sie los.
Irgendwer muss auch ekelhafte, hässliche Kreaturen lieben, denkst du dir wehleidig.
Zuhause laufen die Hochzeitvorbereitungen auf Hochtouren.
Sie hat das Ruder komplett in die Hand genommen organisiert das Essen, die Band, die Kirche und alles was zu einer guten Hochzeit dazu gehört. Er zahlt.
Sie bemerkt, dass er jedoch oft gedankenverloren durch die Straßen zieht oder sich alleine in den Wald begibt. Sie stört das, aber sie will ihm auch nicht von Anfang an vorschreiben, was er zu tun hat, damit will sie bewusst erst nach der Hochzeit beginnen.
Außerdem plagen sie auch weit andere Probleme: Die Trauzeugin ihres Liebsten weigert sich vehement ein Kleid anzuziehen und deren Liebster mit den langen Haaren will nicht auf sein schwarzes T-Shirt mit dem Spruch: „ Zieh dich aus, ich glaub kenn dich“ verzichten. Dies war natürlich für eine Hochzeit absolut unmöglich und für ihre eigene sowieso.
Er hingegen gibt zu allem sein Einverständnis und eigentlich ist ihm egal, ob der Spruch auf dem T-Shirt nun anstößig ist oder nicht, eigentlich findet er ihn sogar ganz lustig. Trotzdem weicht er nicht von ihrer Meinung ab, denn er hofft so seine wachsende Unsicherheit bezüglich der bevorstehenden Hochzeit zu überdecken.
Er weiß, dass er sie heiraten wird, aber er ist sich nicht sicher, ob es wirklich das Richtige für ihn ist. Deine plötzliche Abreise hat ihn zum Nachdenken angeregt.
Er entzieht sich immer öfter den Vorbereitungen und verschwindet.
War das Ganze doch ein Fehler? Hattest du Recht gehabt und er hatte voreilig gehandelt? Liebte er sie genauso sehr, wie er dich geliebt hatte? Er kennt keine Antwort auf diese Fragen und daran verzweifelte er.
Es ist noch eine Woche bis zur Hochzeit.
Du bist mit deiner Krötengruppe fast am Ziel. Mittlerweile quaken sie beinahe perfekt Französisch und du bist zuversichtlich, dass sie sich im Reservat auch ohne dich zu Recht finden. Einstweilen sind sie dir sogar ans Herz gewachsen mit ihrer klebrigen, stinkigen Art.
Du kannst dir nur nicht erklären, wo der Lippenherpes herkommt.
Diese Aufgabe hat dir große Freude bereitet, aber du merkst, dass harte Arbeit die Wunde in deinem Herzen nicht zu füllen vermag. Du wirst ihn nie vergessen und dein Schmerz wird dir immer allgegenwärtig sein.
Es ist der große Tag. Die Hochzeit steht an.
Er war spät aufgestanden, schließlich hatte er jede Menge Zeit.
„Bekommst du langsam kalte Füße?“, fragt seine Trauzeugin und grinst ihn an.
„Sollte ich denn?“
„Ist das denn nicht normal, jeder ist sich doch ein bisschen unsicher, wenn es um die Wurst geht“
„Es geht nicht um die Wurst, ich heirate! Hat sie denn kalte Füße?“
Vielleicht ging es ihr ähnlich, es würde ihn beruhigen. Er versteht sich selbst nicht mehr, er ist sich doch so sicher gewesen, sie zu heiraten. Es ist sich sicher, dass sie seine große Liebe ist. Warum auch nicht? Sie ist intelligent, ausgesprochen gutaussehend, charmant, humorvoll, liebt ihn aufrichtig. Sie ist perfekt! Was ist nur mit ihm passiert? Wahrscheinlich hat er tatsächlich einfach nur kalte Füße. Selbst wenn nicht, es ist zu spät etwas daran zu ändern. Er hat sich entschieden und nun muss er für diese Entscheidung geradestehen. Wahrscheinlich findet er seine Bedenken irgendwann lächerlich. Irgendwann würde er mit seinen drei Kindern auf der Couch sitzen und würde ihnen davon erzählen und allesamt würden sie lachen.
Jasmin grinste laut: „Wird nicht verraten, das stände mir nicht zu!“
„Es wäre aber gut für mich zu wissen, ob sie mich stehen lässt. Dann zieh ich schon mal meine Laufschuhe an, damit ich schneller wegrennen kann, wenn es peinlich wird.“ Jetzt muss er selbst lachen. Es war die richtige Entscheidung und er würde sehr glücklich werden, hätte er dich erst vergessen.
Sie ist ebenfalls sehr aufgeregt. Sein seltsames Verhalten hat ihr Sorgen bereitet. Nun steht sie da, in ihrem pompösen, weißen Kleid mit endloser Schleppe und sieht ganz zauberhaft aus, wie man es von ihr gewohnt ist.
„Du siehst toll aus“, beteuerte ihre Brautjungfer, „wie eine Prinzessin!“
„Ich hoffe, mein Prinz besitzt den Anstand und lässt mich nicht stehen“, sagt sie leise.
„Er wäre ein Idiot, wenn er es täte. Schließlich seid ihr das absolut perfekte Paar. Niemand passt so gut zusammen wie ihr. Ihr seid ganz schnuckelig.“
„Ja da hast du Recht. Wahrscheinlich habe ich nur ein wenig kalte Füße.“
Die Kirche füllt sich. Überall sitzen geschmacklose Hütte und grässliche Kostüme. Jasmin steht als Trauzeugin bereits vorne und schaut unmotiviert, beinahe aggressiv in das Publikum, das verlegen und angsterfüllt in andere Richtungen schaut. Sie hasst das rosa Kleid, das sie tragen muss. Sie mag keine Rüschen und auch keine Perlen. Ihr zuliebe hat sie es angezogen. Aus dem Publikum grinst sie als einziger ihr Liebster an, der sie in dem Kleid ganz herrlich findet. Er selbst hat über sein peinliches Spruchshirt ein Jackett und eine Krawatte gezogen und war so unbemerkt an der Modesecurity, welche die Braut eigens angestellt hat, vorbeigeschlichen.
Als der Bräutigam den Raum betritt steht die Menge auf.
Er ist sich nun sicher und schreitet selbstbewusst den Gang hinauf zum Pfarrer.
Sein Herz pocht. Er tut das Richtige. Der Pfarrer zwinkert ihm zu. Alles scheint so unwirklich. In der dritten Reihe hat jemand einen erbärmlichen Keuchhusten. In der zweiten Reihe von links trug jemand schreckliches Parfüm. Die Brautjungfern sprachen laut über Schuhe. Es war drückend heiß in dem Jackett. Er will seine Fliege lockern, er darf jedoch nicht. Alles muss perfekt sein. Sie war perfekt. Die Hochzeit war perfekt. Er musste auch perfekt sein.
Dann war es auf einmal ruhig.
Langsam öffnet sich die Tür, die Musik beginnt zu spielen.
Sie sieht atemberaubend aus. Durch die Menge schallen laute: „Ahhs“ und „Ohhs“. Ältere Damen fangen, von ihrer Schönheit beeindruckt, an zu weinen.
Er kann sich glücklich schätzen. Tatsächlich sind auf einmal seine Zweifel verfolgen.
Elegant schreitet sie zum Altar.
„Du siehst wunderschön aus!“, flüstert er ihr zu, bevor der Pfarrer mit der Predigt beginnt.
Er glaubt, sie unter ihrem Schleier lächeln zu sehen.
Wie immer in Kirchen dauert die Ansprache des Pfarrers ewig.
„Möchten Sie die hier anwesende Braut zur Frau nehmen. In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheide?“, fragt der Vertreter Gottes schließlich und die Hälfte des Publikums fängt an, langsam wieder aufzuwachen.
„Ja ich will!“, sagt er laut und deutlich, damit auch jeder genau weiß, dass er es wirklich ernst meint und damit er sicher gehen kann, dass nun auch tatsächlich alle wieder erwacht sind.
„Und möchten Sie den hier anwesenden Bräutigam zum Manne nehmen. In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheide?“
Sie schweigt einen Moment, ihr ist, als hätte sie die Tür gehört, doch als sie sich kurz umdreht, ist niemand zu sehen. Wahrscheinlich jemand, der vorzeitig das Buffet stürmen will. Er schaut sie fragend an. Der Pfarrer nickt ihr ungeduldig zu: „Und möchten Sie den hier anwesenden Bräutigam zum Manne nehmen. In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheide?“
„Ja ich will.“, sagt sie schließlich leise.
„So traue ich euch nun zu Mann und Frau! Sie dürfen die Braut jetzt…“
Plötzlich springst du zwischen den Bänken hervor: „Nein! Bitte tu das nicht! Ich bin nach Burkina Faso, weil ich dich vergessen wollte, aber ich konnte es nicht. Du bist meine einzige Liebe. Sie kann dich niemals so glücklich machen wie ich es könnte, weil sie dich niemals so sehr lieben kann wie ich. Niemand kann dich so sehr lieben wie ich. Bitte! Ich habe kein weißes Ross, ich habe keinen scharfen Schlitten, kein Kamel mit dem wir durchbrennen könnten, sondern nur ein wackliges Fahrrad mit dem ich selbst nicht richtig fahren kann. Ich habe kein weißes Kleid, kein Chanel-Kostüm und kein Damenanzug, sondern nur das peinliche T-Shirt mit dem Schwanzvergleich, das ich mir von einem Freund geliehen habe, weil ich keine sauberen Sachen hatte, als ich aus Burkina Faso kam. Du merkst, ich kann dir nichts bieten, ich kann nicht mit ihr mithalten. Ich bin nicht perfekt! Ich habe nur eines für dich und das ist meine bedingungslose Liebe zu dir, die auf ewig anhalten wird. Wenn du dich aber gegen mich entscheidest, so verschwinde ich für immer aus deinem Leben. Und zum Schluss nur noch eins: `I hate to turn up out of the blue uninvited but I couldn't stay away I couldn't fight it. I had hoped you'd see my face and that you'd be reminded that for me it isn't over!
Never mind I'll find someone like you …”
Während du weiter singst und dabei spontan von der Orgel begleitet wirst, ruft sie hysterisch nach der Security. Sie hat keine Ahnung wie du in diesem peinlichen Outfit überhaupt in die Kirche gekommen bist.
Er steht da und schweigt. Einerseits freut er sich, weil er nun weiß, dass er dir doch etwas bedeutet. Anderseits ist das natürlich das absolut schlimmste, was auf einer Hochzeit passieren kann und dein Gesang macht es nicht besser.
Er weiß nicht, was er machen sollte.
Er schaut sie an und nimmt seine Braut bei den Händen. Sie erstarrt: „Du verlässt mich jetzt aber nicht für das hässliche T-Shirt, oder?“
Er sieht dich noch einmal an, wie du dir die Seele aus dem Hals singst, obwohl du denn Text nicht einmal richtig kennst.
Die Menge ist erschüttert und gleichsam amüsiert. So etwas hatte es noch nie gegeben.
„Meine Liebste, ich tue, was du für richtig hältst. Ich habe dich um deine Hand gebeten und dich zur Frau genommen, dieses Versprechen werde ich niemals zurücknehmen, es sei denn, du willst es so!“
Du hast aufgehört zu singen. Du konntest seine diplomatische Ader nie leiden. Damit hattest du nun wohl verloren und dich gänzlich blamiert, sodass du nie wieder unter Leute gehen kannst.
Er ist es wert gewesen, denkst du.
Sie überlegt.
„Der Kuss besiegelt die Ehe“, sagt sie schließlich. Er spitzt seine Lippen und schließt seine Augen. Er ist sich sicher, dass er nun sie zur Frau nehmen würde.
„Insofern hast du dein Versprechen nicht gebrochen. Es ist nicht gültig, bis zu diesem einen letzten Kuss.“
Sie schaut zu dir rüber, küsst ihn auf die Wange und läuft den Gang entlang aus der Kirche hinaus. Er steht noch immer mit geschlossenen Augen da und wartet. Du rennst zum Altar, kletterst darauf, springst ihn schließlich an und küsst ihn. Als er die Augen öffnet hängst du auf ihm.
„Wo ist...?“, fragt er, bevor du ihm den Finger auf den Mund legst.
„Sie hat das Richtige getan. Aber willst du mich denn überhaupt?“, fragst du und schaust zu ihm in die Augen.
„Ich habe dich immer gewollt“, lachte er. Du ziehst dein peinliches T-Shirt aus, wirfst es Thomas zu, der sich nun unglaublich über ein neues, cooles T-Shirt freut und rennst immerhin noch im Top, aus der Kirche. Ihr besteigt das klapprige Fahrrad und radelt zusammen in den Sonnenuntergang.
Da ihr aus Fehlern lernen könnt, beschließt ihr, mit eurer Hochzeit zu warten.
Erst drei Jahre später, als du unverhofft schwanger wirst, macht er dir einen unerwarteten und etwas unromantischen Heiratsantrag im Musikpark A5. Du bist sehr froh darüber, denn es ist dir egal, wie er dich fragt, da du weißt, dass es wahre Liebe ist.
Dieses Mal findet nur eine sehr kleine Hochzeit statt, mit den engsten Vertrauten, zum einen, weil er kleine Feiern bevorzugt, zum anderen, und das war wohl der ausschlaggebende Grund, weil sein ganzes Geld schon für seine letzte Hochzeit ausgegeben worden war. In der Kirche könnt ihr Seine Ex-Verlobte, zu eurem Leidwesen, nicht unter den Gästen erkennen, ihr habt noch immer ein ganz schlechtes Gewissen und habt gehofft, dass ihr euch mit einer Einladung vielleicht irgendwann wieder versöhnen könntet.
Es ist eine ganz hinreißende, kleine Hochzeit. Du trägst ein sehr schlichtes, weißes Kleid, das die kleine Kugel vor dir nicht mehr verdecken kann. Du weißt bereits, dass es ein Mädchen wird, ihr habt den Namen auch schon ausgesucht: Luna. Du kannst es gar nicht erwarten, allen davon zu erzählen, das Publikum scheint deine Schwangerschaft jedoch nicht zu bemerken, zumindest spricht dich keiner darauf an, die meisten denken einfach, du hättest „etwas“ zugenommen und es ist ihnen zu peinlich, noch einmal nachzufragen.
Eure Feier findet im Berkacher Volkshaus statt, da du dorthin Kontakte pflegst, und somit einen besseren Preis aushandeln konntest.
Es wird zünftiges und preiswertes Essen aufgetragen, als Vorspeise eine schöne Suppe und einen Salat. Als Hauptspeise für jeden ein übergroßes Schnitzel mit viel Pommes. Das mag jeder, denkst du dir. Zum Nachtisch bekommt jeder noch eine Kugel Vanilleeis in der Waffel. Gerade rollen die zwei galanten Kellnerinnen mit ihrem kleinen Wagen am Tisch entlang, um jeden Gast eben diese eine kleine Kugel zu überreichen, da flackert plötzlich das Licht, kurz darauf ist es völlig erloschen.
„Müssen wir den Strom extra mieten oder war der im Preis inklusive?“, fragt er und greift nach deiner Hand.
„Bei dem Preis kann man nicht auch noch Licht erwarten“, sagst du und hast damit nicht einmal unrecht, „ich geh und hol ein paar Kerzen“
Doch bevor du aufstehen kannst, rollt eine riesige, mit Wunderkerzen funkelnde, 18 stöckige Torte herein.
„Oh mein Gott Liebster, ist die für mich?“, du freust dich, dass er sich, trotz des knappen Budgets, solch eine Mühe gegeben hat. Er hingegen schaut etwas verwundert. Er kann sich nicht erinnern, eine so große Torte bestellt zu haben, außer an seiner letzten Hochzeit natürlich.
„Sie ist für euch beide“
Ihr erkennt die Stimme sofort.
Die Wunderkerzen erlöschen und das Licht geht wieder an.
Sofort rennt ihr beide auf die Ex-Verlobte und beste Freundin zu.
„Du?! Hier?! Das ist ja ganz wunderbar, wir dachten du kämst nicht, weil du noch ein sauer bist, weil… du weißt schon“, du umarmst sie.
„Weil du mir den Mann am Tag meiner Hochzeit ausgespannt hast?“
„Öhm ja“, nuschelst du etwas verlegen.
„War ich auch erst. Ich war sogar ziemlich sauer, aber dann ist mir recht schnell aufgefallen, dass es das Beste war, was mir passieren konnte!“
Du hältst noch immer ihre Hände.
„Hast du den Kuchen gebacken?“, fragt dein Ehemann.
„Ja, aber nicht allein. Ich hatte ein wenig Hilfe.“
Hinter dem Kuchen erscheint ein junger Mann, der dir irgendwie bekannt vorkommt, aber du kannst ihn nicht richtig zu ordnen.
„Als ich damals aus der Kirche verschwunden bin, weil du mir meinen Kerl ausgespannt hast, bin ich zurück ins Hotel, habe meine Sachen gepackt, mir etwas anders angezogen als dieses grauenhafte Brautkleid, dass mich an den schlimmsten Tag meines Lebens erinnerte und bin einfach in das nächste Auto, beziehungsweise in den nächsten Lastwagen eingestiegen, der an der Straße gehalten hat. Leider bin ich darin auch gleich eingeschlafen, weil ich zuvor aus Angst vor der Hochzeit so viele Beruhigungstabletten genommen hatte. Als ich aufwachte, war ich in einer riesigen Lagerhalle. Erst hatte ich ein wenig Angst, weil ich nicht wusste wo ich war und weil man so viel schlechtes hört von einsamen Lagerhallen und zwielichtigen LKW- Fahrern, aber dann entdeckte ich die ganzen Schuhe und Kleider um mich herum und fühlte mich gleich wie daheim. Der Lastwagenfahrer hatte unterdessen mit seinem Chef gesprochen und ihm meine Situation erklärt. Der Chef bot mir sogleich einen Job im Logistikmanagement an, den ich auch annahm. Eigentlich studierte ich ja, aber ich beschloss, ein halbes Jahr auszusetzen, um den ganzen Stress zu vergessen. Naja und wie das Schicksal es so wollte, kamen wir der Chef und ich uns näher. Jetzt sind wir verlobt“, sie zeigte kurz auf den pompösen Ring an ihrer linken Hand, „und im Sommer heiraten wir, dieses Mal hoffentlich wirklich“ Sie lächelt. Ihr Verlobter nimmt sie in den Arm und nickt: „Dieses Mal definitiv!“, dann streckt er euch beiden die Hand hin und stellte sich vor: „David Schneider. Haupteigentümer von Zalando!“
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